Auch wenn es wirklich schwer fiel – nach zwei Tagen in diesem wirklich tollen Cottage hiess es für uns leider Abschied nehmen und weiter zum nächsten Abschnitt unserer Reise – dem Gletscher Vatnajökull. Aber bevor wir Seyðisfjörður verlassen muss ich ja noch eine wirklich lustige Sache loswerden. Denn die Vor-Nutzer unseres Mietwagens haben im gleichen Cottage übernachtet wie wir. Woher wir das wissen? Es waren noch alle alten Ziele im Speicher drin, und auch genau diese Adresse. Das heisst das Auto kannte zumindest schon mal den Weg 😊 Was für ein Zufall! Aber gut, mit leiser Wehmut haben wir Seyðisfjörður dann verlassen. Allerdings hat der erste Abschnitt bis Egilsstadir recht lang gedauert, denn im Gegensatz zur Hinfahrt war jetzt das Wetter ziemlich gut und wir haben unendliche viele Photostopps eingelegt. Die Landschaft in gerade diesem Fjord ist aber auch wirklich einmalig und neben den Westfjorden sicherlich eine der schönsten Ecken Islands. Und eigentlich kommen in diesen Fjord auch nur die Touristen hin, die mit der Fähre aus Dänemark anreisen, da er ziemlich weit ab von der „Standard“-Rundreisestrecken liegt. Wir haben die Zeit auf jeden Fall wirklich genossen und waren gespannt wie es weiter geht. In Egelsstadir haben wir kurz zum Tanken angehalten, dann noch schnell Margarine im Supermarkt gekauft und weiter. Wir haben versucht, immer möglichst dicht an der Küste entlang zu fahren. Dadurch kamen wir zwar nur langsam voran, aber die Landschaft war natürlich unheimlich schön. Ungezählte Wasserfälle, die abwechselnd die Felsen runter rauschten und dann wieder auch nur rieselten – dann wieder welche die nur als ganz zarte Fäden über einige Steinen rinnten und dann im Moos verschwanden und ganze Sturzbäche die große Lavabröcke herunterstürzten. Wasserfälle die so lang waren, dass man Anfang und Ende nicht sehen konnte, und welche die gerade mal 30 cm hoch waren. Alle paar Sekunden bot sich ein neues Bild. Aber auch die Berge konnten unterschiedlicher kaum sein. Riesige Lavablöcke wechselten sich mit fein zerriebenem Gestein ab. Dann wieder moosbewachsene Hänge und Niederungen mit Sümpfen. Kleine Wäldchen und große Flächen voll mit Blaubeersträuchern. So ging es Kurve für Kurve weiter Richtung Süden. Dan fingen so langsam die Strnde mit dem feinen schwarzen Lavasand an. Bizarr und gleichzeitig wunderschön. Da dieser Teil der Insel selbst für isländische Verhältnisse dünn besiedelt ist, haben wir nach einer Tankstelle zum Mittagessen Ausschau gehalten. Vergeblich. Dann am Ortsausgang eines der wenigen kleinen Ortschaften ein Schild zu einem Café mit Bistro. Oh weh, und jetzt gerade Anpfiff – das Spiel Island gegen Argentinien. Ganz Island ist im Ausnahmezustand, denn es ist das erste Mal, dass sich Island für eine WM qualifiziert hat. 1946 hat sich das erste Nationalmannschaftsteam gebildet – man muss bedenken das ganz Island ungefähr nur 300.000 Einwohner hat. Davon gibt es angeblich gerade mal 100 "Profifussballer“, die aber im echten Leben auch alle noch einen Beruf ausüben. Der Trainer der Nationalmannschaft ist zum Beispiel praktizierender Zahnarzt. Und diese Mannschaft hat die Quali geschafft, an der renommierte Mannschaften wie Italien gescheitert sind. Und dann direkt das erste Spiel gegen den Vizeweltmeister Argentinien. Also rein in das Bistro – und unten hörten wir schon die Fans jubeln. Scheinbar hat sich das halbe Dorf versammelt. Ob das ein guter Zeitpunkt war zum Essen gehen? Aber kein Problem, wir – sowie einige andere Gäste die noch kamen – wurden freundlich bedient und nicht allzu lange Zeit später hatte ich ein leckeres Sandwich und vor HP stand eine dampfende und reichlich belegte Pizza. Ohhh, das klang jetzt aber gar nicht gut. Wir mussten gar nicht nachschauen, dass war ganz klar ein Tor für Argentinien. Aber nicht allzu lange später dann Jubelschreie und Freudenrufe. Wie schön, der Ausgleich. Die zweite Halbzeit haben wir dann auf der Weiterfahrt auf dem Handy verfolgt. Und unerwartet aber darum umso erfreulicher - Island konnte das 1:1 bis ans Spielende retten. Sollte Island wirklich eine Runde weiter komme, wird vermutlich die Hälfte der Bevölkerung nach Russland reisen. Es wäre ihnen echt zu gönnen! Aber gut, wir werden sehen. Leider wurde das Wetter nun wieder schlechter während wir uns unserem Quartier für die kommenden drei Tage näherten. Da wir morgen früh direkt um 9 Uhr zu einer Snowmobil Tour starten wollen, sind wir direkt an unserem Hotel vorbei und die paar Kilometer weiter bis nach Flatey gefahren, damit wir morgen früh nicht suchen müssen. Ok, ist wirklich ganz einfach zu finden, ca. 8 min Fahrt. Das heisst wenn wir morgen früh frühstücken reicht es, wenn wir 8.45 Uhr loskommen. Dann zurück zum Lilja Guesthouse. Hm, schick und modern ist das Zimmer. Auch groß. Aber leider zum Parkplatz hin komplett bodentief verglast. Also muss man quasi den ganzen Tag die Vorhänge zuziehen, weil jeder reinschauen kann, der über den Hof geht. Und da das Hotel ziemlich viele Zimmer hat und die Rezeption auf der gegenüberliegenden Seite ist, ist hier auch wirklich viel los. Aber gut, wir werden die kommenden zwei Tage eh viel unterwegs sein. Und heute geht es früh ins Bett, wir sind beide hundemüde, warum auch immer. Nun mal schauen wie ich meinen Text online bekomme. Handyempfang liegt bei knapp über Null. Und das WLAN Signal ist zwar prima, aber die Geschwindigkeit ist nicht besser als bei einem 20 Jahre alten Modem. Wahrscheinlich ist die Leitung einfach vollkommen überlastet. Schaun mer mal… In diesem Sinne herzliche Grüsse
eowynrohan am 16. Juni 2018