Mit der Mitternachtssonne ist es leider nichts geworden. Abgesehen davon dass es recht wolkig wurde, hätten wir die Sonne auch ohne Wolken nicht sehen können. Denn (was zwar logisch ist, ich aber nicht auf dem Schirm hatte) die Mitternachtssonne steht um Mitternacht genau im Norden und ja nicht im Westen. Und da war leider ein Wald mit hohen Bäumen. Aber bevor die Sonne ganz hinter den Bäumen verschwunden war haben wir um 23.30 Uhr noch ein paar tolle Photos machen können, dann haben wir uns gemütlich rein gesetzt, noch ein bisschen Cider vernichtet und dabei Kreuzworträtsel gelöst. Kurz nach 1 Uhr haben wir uns dann aufgerafft und sind noch unter die Dusche gegangen, so dass wir gegen 2 Uhr im Bett waren. Der Wecker macht uns wie immer um 8 Uhr wach. Beim Frühstück diskutieren wir nochmal wie es nun weitergeht. Im Norden bleiben, damit hinterm Polarkreis und im Gebiet der Mitternachtssonne, dafür mit einem Ausblick auf die kommenden 7 Tage mit strömenden Regen und kalt. Beim Wandern kein Problem, aber radeln macht im Regen echt keinen Spaß. Oder frühzeitige Reise Richtung Mittel- bzw. Südschweden mit Ausblick auf Sonne und eventuell Baden im Vänern und schönen Radtouren, dafür keine Mitternachtssonne. Echt schwierig, aber irgendwann entscheiden wir uns dann tatsächlich für die Reise gen Süden. Als erstes machen wir an dem 13 km entfernten Parkplatz am Polarkreis Station. Denn dort wollen wir unsere Wasservorräte erneuern. Wir haben Glück, es steht gerade niemand an der Zapfstelle. Noch während wir am auffüllen sind, kommen 3 weitere Womos, die sich hinter uns einreihen sowie ein Motorradfahrer mit einigen Trinkflaschen. Da haben wir echt Glück gehabt. Nach dem unser Tank und unser Reservekanister wieder voll sind, machen wir sofort Platz für die nächsten. Dann geht es weiter auf der E45. Die Strecke ist schön, nicht spektakulär aber entspannt zu fahren. Nicht zu viel Verkehr, und das Wetter spielt auch mit. Entgegen der Vorhersagen ist es trocken und zum Teil sogar sonnig. Und dann sehen wir in diesem Urlaub unsere ersten Rentiere. Wir schaffen es ein paar Bilder zu machen, bevor die beiden hübschen wieder im Wald verschwinden. Und es bleibt heute nicht bei den beiden, soviel sei schon mal verraten. Bis Moskosel bleiben wir auf der Überlandstrasse, dann geht es auf eine Nebenstrasse. Das heisst Schotterpiste, Idylle, Seen und Wälder. Aber leider auch sehr viel Holzschlag, denn durch die verheerenden Waldbrände in 2018 muss viel gerodet werden. Die Schweden haben hart lernen müssen, dass sehr eng stehende Bäume sowie dichtes Unterholz bei Waldbränden kaum zu bändigen sind. Darum werden im Moment die verbrannten Bäume geschlagen aber auch grundsätzlich die Wälder ?aufgeräumt?, das heisst nicht radikal gerodet sondern gelichtet. Grundsätzlich sind die Wälder hier übrigens sehr felsig. Und damit meinen wir nicht ein paar Findlinge mit einem Zentner Gewicht sondern Felsen, die so groß sind wie unser Tatzelwurm. Es ist einfach unglaublich. Wir fahren weiter und kommen an einem Skilift vorbei. Der Schnee geht fast bis zur Straße, unglaublich, dabei ist Mitte Juni. Als nächstes erreichen wir Arjeplog. Dort gibt es ein Silbermuseum. Leider ist es schon spät und eine Führung lohnt nicht mehr. Wir überlegen kurz ob wir die Nacht in Arjeplog bleiben und morgen das Museum besichtigen sollen, aber irgendwie fehlt uns die Lust dafür einen ganzen Tag Urlaub zu ?verbraten?. Also fahren wir weiter, einmal entlang des Uddjaur und Storavan. Diesmal wird die Strasse noch creativer. Und wir werden mit weiteren Rentiersichtungen belohnt. Unglaublich, 14 Tage sehen wir keine Tier ausser Möwen, Nebelkrähen und Schwalben, und nach den beiden rEentieren auf der E45 tummelt sich jetzt eine ganze große Herde direkt vor uns auf der Strasse. Da wir eh nicht weiterfahren können, mache ich direkt einen Haufen Bilder von unserer lebenden Strassensperre. Was für hübsche Tiere (und auch so lecker?). Und kurze Zeit später weitere Rentiere, und später nochmal eines. In Slagnäs hat dann der Spaß ein Ende und wir kommen wieder auf die E45. Nun fangen wir langsam an einen Stellplatz für die Nacht zu suchen. Doch so einfach wie im Norden geht das hier scheinbar nicht mehr. Die Rastplätze erlauben alle keine Übernachtungen, und abseits der Strassen versinkt man im Schlamm oder wird von Mücken aufgefressen. Wir suchen und suchen, aber irgendwie haben wir kein Glück. Privat, Schranke, zu eng, direkt an der Überlandstrasse. Was immer wir auch probieren, nichts überzeugt uns wirklich. Dann kommen wir gegen 21 Uhr an einem Campingplatz vorbei, der noch geöffnet hat. Ok, eigentlich war das nicht unser Plan, aber es ist spät, mittlerweile regnet es auch und es reicht einfach für heute. Der Platz ist super, wir schauen aus unserem ?Wohnzimmer? direkt auf den See, dazu gute sanitäre Anlagen. Und ausserdem gibt es dann morgen früh mal wieder einen leckeren Nespresso. Schnell setzt Peter unser Womo auf die Keile, damit wir auch gut im Wasser stehen wir die Bayern sagen - also in Waage wie alle anderen sagen würden. Und während Peter uns an den Strom anhängt setze ich schon mal die Pfanne auf und brate uns ein paar Thüringer. Denn mit grillen wird das bei dem Regen eher nichts. Dazu gibt es eine große Schüssel Salat, die ich in weiser Voraussicht bereits heute früh gemacht habe. Ein langer Tag neigt sich dem Ende, mittlerweile ist es 23 Uhr und für heute ist Feierabend.