Der Morgen erwartet uns trocken, aber sehr sehr windig und mit dunklen Wolken am Himmel. Laut Wetterbericht soll es aber nur drohen und wir sollten trocken bleiben. Wir ziehen uns warm an, denn durch den Wind ist es echt kalt. Aber wir nehmen diesmal beide einen Rucksack mit, so können wir bei Bedarf unsere Jacken verstauen. Ausserdem wechsel ich meine Wanderschuhe. Statt meinen üblichen Lowa aus Goretex nehme ich die Columbia, die sind quasi Vollplastik. Bei den Wegen hier erscheint mir das als die bessere Lösung. Heute wollen wir den Moschussteig östlich der E6 gehen, allerdings gibt es auf dem Teil, den wir heute laufen wollen, tatsächlich gar keine Moschusochsen. Die Herden halten sich alle westlich der E6 auf. Der Weg heisst nur so, weil man (theoretisch) mit einem Fernglas auf der gegenüberliegenden Seite Moschusochsen beobachten kann. Der geplante Rundtrip ist ca. 8 km lang, das sollte gut zu schaffen sein. Wir laufen los, und sind Mutterseelen allein. Der Weg ist ungewohnt breit und unproblematisch zu laufen. Vorbei an einem See - den wir gar nicht so in Erinnerung hatten als wir die Route geplant haben - kommen wir an einige Wegweiser. Komisch, da sind nur Loipen ausgeschildert, das würde auch die Wegbreite erklären. Peter zieht seine Wander-App zu Rate und wir stellen fest, dass wir schlichtweg den falschen Weg genommen haben. Aber kein Problem, wir können von hier aus auch wieder auf den geplanten Trail kommen. Also biegen wir nun ab und ab jetzt geht es steil bergauf. Bald sieht es auch wieder aus wie die üblichen Wanderwege hier, eng, steinig, Trampelpfad. Immer noch sind wir komplett alleine unterwegs. Das Wetter ist allerdings auch nicht so richtig einladend. Trotzdem haben wir mittlerweile auf die Sonnenbrillen gewechselt, denn uns brennen die Augen. Vielleicht liegt es an der Höhe, wobei 1.000 m ja nun nicht gerade alpin zu nennen ist. Weiter geht es und der Pfad wird schlechter. Immer wieder müssen wir durchs Gestrüpp ausweichen, weil das Wasser zu hoch steht. Dann erreichen wir den eigentlichen Trail, der auch gleichzeitig der alte Pilgerweg von Oslo nach Nidaros ist. Die Nidaroswege sind, ähnlich wie der Jakobsweg, ein Netz aus Pilgerwegen die alle am Nidarosdom enden. Der Trail ist eher ein Steig, ganz schmal und steinig muss man jeden Schritt mit Bedacht setzen. Dann geht es wieder über ein Schneefeld und wir erreichen sehr mooriges Gebiet. Hier ist der Weg mittlerweile komplett im Wasser von der Schneeschmelze, dazu hat es auch noch angefangen zu regnen. Am Anfang kann man sich noch von Stein zu Stein tasten. Aber irgendwann wird der gesamte Trail zum Bach. Wir geben auf, das macht keinen Spaß mehr. Also heisst es ab hier wieder retour. Unser geplantes Picknick lassen wir ausfallen, gegessen wird wenn wir im Trocknen sitzen. Als erstes geht es wieder bis zum Wegpunkt, an dem wir vom See-Weg auf den Pilgerpfad gekommen sind. Und diesmal bleiben wir auch auf dem Weg und folgen bis zurück zum Parkplatz wo unser Tatzel steht. Nach insgesamt gut 4 Stunden sind wir zurück. Als erstes ziehen wir unsere nassen Sachen aus, dann wird Brotzeit gemacht. Da wir heute noch an einer Dumpingstation vorbeikommen, nutzen wir den Nachmittag und gönnen uns eine Dusche. Duftig frisch und aufgewärmt machen wir uns auf den Weg Richtung Otta. Auf etwa halber Strecke fahren wir durch Dombǻs. Boah, was ein Betrieb, ein riesiger Parkplatz, zwei Tankstellen und sicherlich 30 oder 40 Wohnmobile. Schnell weiter, und kurze Zeit später erreichen wir Otta. Auf einem großen Parkplatz, der gleichzeitig auch ein kostenloser Wohnmobilstellplatz ist, gibt es eine Dumpingstation. Das übliche: Grauwasser raus, Kassette leeren, Frischwasser rein. So präpariert geht es nun weiter zu unserem nächsten Ziel, das Mysusæter Servissenter. Dabei handelt es sich um einen hochgelegenen großen Parkplatz mitten im Nationalpark Rondane. Ab hier starten etliche Wanderwege in den verschiedensten Schwierigkeitsstufen. Dazu gibt es ebenfalls eine Dumpingstation (was wir aber nicht wussten) dazu ein Café und einen kleinen Laden. Die letzten 7,5 km sind eigentlich eine Sackgasse, allerdings gibt es quasi zwei Wege parallel. Zum einen die FV444, die wir auf dem Rückwegfahren wollen. Und dann gibt es noch eine kleine unbenannte Straße. Die ist allerdings etwas versteckt, und im ersten Anlauf biegen wir falsch ab weil uns eine Schranke abschreckt. Allerdings merken wir nach gut 200 m, dass der Weg hinter der Schranke richtig sein muss. Nun heisst es zurücksetzen. Ich will aussteigen, aber mein Mann kurvt das Stück auch so zurück, ohne Rückfahrkamera oder meine Hilfe. Die Schranke öffnet sich nach Bezahlung einer Gebühr in Höhe von 40 NOK, was ungefähr 4 Euro entspricht, das hält unsere Urlaubskasse aus. Kurz nach der Schranke ist ein kleiner Parkplatz, dort steht ein Kastenwagen (natürlich auch Deutsche) und angeln. Dann beginnen spannende 7,5 km. Der Weg führt geschottert, schmal und sehr steil direkt neben einem Bergbach entlang. Zwischendurch drehen die Vorderräder immer wieder leicht durch, klar wir haben das ganze Gewicht auf der Hinterachse, Tatzel ist aber nun mal ein Frontler. Aber mein Mann schaukelt uns ganz entspannt den Berg rauf. Also er ganz entspannt ? ich nicht ganz so. Die Beifahrerperspektive ist nun mal eine andere als die des Fahrers. Oben angekommen erreichen wir den wirklich riesigen Parkplatz. Es steht bereits einen Handvoll Fahrzeuge dort, die Übernachtung kostet 50 NOK, zahlbar im Laden oder im Café. Wie wir aber feststellen müssen, ist hier noch alles geschlossen. Die Saison beginnt erst im Juli. Also stehen wir kostenlos, denn eine andere Bezahlmöglichkeit gibt es nicht. Draussen beginnt es wieder zu regnen. Wir kuscheln uns rein, ich koche Espresso und dann beginnt Peter die Planung für unsere Wanderung morgen. Ich schnappe mir den Rechner und tipper schon mal. Den restlichen Abend werden wir vermutlich mit Rätseln und lesen verbringen, das sind doch schöne Aussichten.