Sonntag, 19. Juni 2022
Heute müssen wir pünktlich aufstehen, denn heute haben wir einiges auf dem Programm stehen. Als erstes natürlich frühstücken, der Tag könnte länger werden. Und natürlich unsere Rucksäcke packen, auch ganz wichtig. Dann Helme, Fahrräder und die Tickets und ab geht es zum Bahnhof. Heute fahren wir mit der Flǻmbahn bis nach Myrdal. Eigentlich wollten wir das ja gestern machen, aber da ein Kreuzfahrtschiff angemeldet war, haben wir uns für einen Ruhetag entschieden. Das hat auch mal gut getan. Wir haben unsere Fahrräder dabei, darum fahren wir extra etwas früher. Und wir haben Glück und die Räder werden auch schon direkt in Empfang genommen. Die paar Minuten, bis das Boarding beginnt, überbrücken wir mit einem Smalltalk mit einem niederländischen Paar, das gerade eine größere Rundreise macht. Dann heisst es auch schon willkommen in der Flǻmbahn. Wir finden eine gemütliche 4er Gruppe, die wir zumindest anfangs für uns alleine haben. Somit hat jeder von uns einen Fensterplatz, und wir legen unsere Handys bereit für die nun kommende Photo-Orgie. Die Fahrt muss spektakulär sein, und auch wenn das Wetter eher mau ist, so lassen wir uns davon nicht beirren. Der Plan ist, mit der Bahn bis Myrdal zu fahren, dort ist Endstation Von Myrdal aus gibt es nun mehrere Optionen. Zum einen steigt man um in die weltbekannte Bergenbahn, und fährt bis zu einer der beiden Endstationen Oslo oder Bergen. Die Fahrt steht auch noch sehr weit oben auf unserer ToDo Liste, aber nicht diesen Urlaub. Oder man macht nur einen Kurztrip mit der Bergenbahnund dann geht es mit einem Reisebus zurück nach Flǻm. Die meisten steigen allerdings in Myrdal kurz aus und nehmen die nächste oder übernächste Flǻmbahn zurück ins Tal wo wir gestartet sind. Dann kann man auch bis Flǻm zurück laufen oder ? und das ist unser Plan ? man kann die 20 km bis Flǻm radeln. Aber nur zu radeln wäre ja zu einfach. Nach knapp 2 km kann man an einer Zipline abbiegen und sich knapp 1,4 km durch die Luft fliegen lassen bis zu einer kleinen Farm. Die Fahrräder werden kostenfrei auch über die Zipline geschickt, und ab dort hat man noch gut 15 km bis zurück zum Bahnhof. Das ist unser Plan für heute. Aber noch sind wir nicht oben, wir sind ja gerade erst eingestiegen. Da heute kein Schiff im Hafen ankert, ist das Personenaufkommen tatsächlich halbwegs überschaubar. Mit einem lauten Pfeifen geht es los, und die Bahn macht sich auf, in ca. 55 min einen Höhenunterschied von 867 m zu bewältigen. Wir sitzen so, dass wir rechts rausschauen können, aber im Grunde ist das egal, denn der Zug wechselt immer mal wieder die Hangseite, so dass man von jedem Platz aus eine tolle Aussicht hat. Zwischendurch steigen noch Gäste zu, zum Beispiel ein Ehepaar aus Lippe das auch zurück wandern will. Die sind mit ihrem Womo bis zur Haltestelle Håreina gefahren, und haben ihren Kastenwagen dort geparkt. Grund ist allerdings nicht der kostenfreie Parkplatz, sondern weil die ersten (bzw. letzten 3 km) der Wanderstrecke nicht so wirklich spektakulär sind. Und so ?sparen? sie sich den Teil durch den Ort und über die Hauptverkehrsstrasse, ausserdem ist die Strecke damit gute 3 km kürzer. So weit so gut, wir geniessen die Fahrt und machen jede Menge Photos, leider führt aber auch ein nicht zu unterschätzender Teil der Strecke durch Tunnel. Wenn direkt hinter einem Tunnel ein lohnenswertes Photoziel ist, wird man immer bereits im Tunnel über Lautsprecherdurchsagen in diversen Sprachen informiert, damit man sich bereit machen kann. Also die Organisation ist wirklich prima. Dann erreichen wir den Kjosfossen, einen tosenden Wasserfall. Dort gibt es einen 5 minütigen Halt und wir steigen noch im Tunnel aus. Aber auch bis hierhin reicht die Gischt und man muss vorsichtig sein um nicht auszurutschen. Zwischen den Bahngleisen und dem Wasserfall ist eine große Plattform, dort drängen wir uns alle. Eigentlich wollen wir sofort zurück zum Waggon, dann ertönt plötzlich laute Musik. Und auf der Ruine neben dem Wasserfall erscheint eine rot gekleidete Gestalt und tanzt in der Gischt zu keltischen Klängen. Was für ein Spektakel. In Summe gehen wir davon aus, dass mindestens drei Tänzerinnen beteiligt sind, denn die Dame in rot verschwindet rechts und taucht im gleichen Moment links neben dem Gebäude auf, dann verschwindet sie wieder und taucht in derselben Sekunde oberhalb auf. Das ganze dauert nur wenige Minuten, wir sind alle platternass aber die Show ist wirklich sehenswert. Zurück im Zug müssen wir erst mal unsere Brillen und Handys trocken legen. Kurz darauf ist es geschafft und wir erreichen Myrdal. Dort oben ist wildes Gedränge, denn es sind noch viele Fahrgäste vom Zug vorher vor Ort. Dann läuft auch noch die Bergenbahn ein. Also nichts wie weg. Wir holen unserer Fahrräder ab, setzen die Helme auf und ab geht es. Gleichzeitig mit uns startet auch ein junges Pärchen aus den USA. Die machen mehr Pause, haben dafür eBikes, von daher überholen wir uns gegenseitig. Dann biegen wir ab zur Zipline, und klar, nur Minuten später kommen die beiden auch. An der Zipline sind gerade 6 Personen die schon startfertig sind. Dann ist noch einen 4 köpfige Familie vor uns, wir haben also Zeit, denn der Mitarbeiter an der Zipline ist alleine. So kommen wir mit den beiden Amis ins quatschen und wir versprechen ihnen Photos zu machen, wenn sie ins Tal rutschen. Denn wir sind ja vor ihnen, das sollte klappen. Als erstes werden unserer Räder runter geschickt, unsere Rucksäcke hängt der Mitarbeiter direkt mit dran. Dann sind wir dran. Die Zipline besteht aus zwei parallelen Seilen, so dass man quasi nebeneinander ins Tal schiesst. Peter hat die GoPro auf seinem Fahrradhelm und filmt die Fahrt komplett. Auf drei geht es los und in rasanter Fahrt geht es runter. Erst auf den letzten 300 m verliert man deutlich an Geschwindigkeit. Unten warten zwei weitere Mitarbeiter die einen schnell und professional in Empfang nehmen. Unsere Fahrräder und Rucksäcke stehen schon bereit für uns. Aber erst müssen wir unser Versprechen einlösen und Photos der beiden machen. Wir dürfen direkt im Auslaufbereich stehen bleiben und machen einige tolle Aufnahmen. Das Ziel der Zipline ist ein kleiner Bauernhof, der auch selbstgemachten Käse verkauft. Ausserdem gibt es einen Kiosk mit Kaffee, Kakao und Pfannkuchen mit Braunkäse, einer typischen norwegischen Spezialität. Das gönnen wir uns, und die beiden aus Texas machen mit. So sitzen wir gemütlich noch eine Viertelstunde zusammen, tauschen die eMailadresse aus für den Photoversand und dann machen wir uns auf den Weg. 15 km liegen vor uns, und die Fahrt vergeht viel viel zu schnell. Die Landschaft ist traumhaft, und wir überholen immer wieder Wanderer. Und so kommt mein Mann auf die Idee, morgen nochmal hier hoch zu fahren und dann die 20 km ins Tal zu laufen. Denn auch mit dem Fahrrad braust man trotz diverser Stops immer noch zu schnell an allem vorbei. Gesagt, getan. Kaum sind wir zurück, packen wir nur die Rucksäcke aus, und dann geht es in die Stadt zur Touristinfo. Die Bahn ist bis jetzt kaum gebucht, und wir bekommen wie gewünscht wieder für 10.15 Uhr Tickets. Allerdings wird der Rückweg wohl länger dauern als heute. Das heisst nun ist einiges zu tun. Als erstes zurück, dann Ansichtskarten an Peters Kinder schicken. Abendessen (ganz wichtig) und Tagesbericht tippern (auch ganz wichtig). Und nun heisst es abwaschen und danach ist hoffentlich noch Zeit zum duschen. Vermutlich gäbe es noch viel mehr zu erzählen, aber das kann ich ja morgen noch nachholen. Bis denne?



Heute gibt es keinen Tagesbericht, den es gibt eigentlich nichts zu berichten. Das Wetter ist nass, kalt und bäh. Wir wechseln vom Parkplatz zum Campingplatz 600 m weiter. Ansonsten besteht der Tag aus Kaffeetrinken, lesen, rätseln und nass werden beim Versuch, einen kurzen Spaziergang zu machen. Dann sind wir durch den Souvenirshop der Mall of Norway gestromert und haben den Kreuzfahrern beim Kitsch kaufen zugeschaut. Und ansonsten war eher nichts Besonderes. Also wie man auf einem Kreuzfahrtschiff vermutlich sagen würde: heute ist ein Seetag :-)



Freitag, 17. Juni 2022
Nachtrag von gestern: Nach ca. 4 km werden wir von einem jungen Mann überholt, der einen riesigen Rucksack trägt. Rastazöpfe fünfmal um den Kopf geknotet, riesige Tunnel in den Ohrläppchen, drei-viertel lange Hose, und ein Tempo dem man anmerkt, dass er oft weite Strecken läuft. Er grüßt freundlich, und weg ist er. An der Vetti Hütte treffen wir ihn dann wieder, wie er gerade sein Gepäck etwas umräumt. Alle Wertgegenstände wandern in einen kleinen Rucksack, dazu nimmt er eine große Kamera, den großen Rucksack lässt er einfach an die Hütte gelehnt stehen. Wir kommen ins Gespräch, er ist aus Deutschland und durchwandert gerade Norwegen. Allerdings nähert sich seine Reise dem Ende. Er will jetzt mit kleinem Gepäck an den Fuß des Wasserfalls, dann mit großem Gepäck an die Spitze des Wasserfalls und von da weiter auf der Hochebene durch den Jotunheim Nationalpark. Danach will er zurück bis Oslo wandern und am 25.06. geht sein Flug zurück. Respekt, das ist wirklich eine Leistung. Aber das war auch das einzige was ich gestern vergessen habe zu berichten. Nun zum heutigen Tag. Eigentlich wollten wir den Campingplatz in Utladalen noch 1 Nacht verlängern und uns einfach mal einen faulen Tag machen. Aber irgendwie schaffen wir das nicht so richtig. Also packen wir doch zusammen und fahren nach Flǻm. Aber natürlich wieder nicht auf dem direkten Weg. Der würde über die E16 und durch den längsten Strassentunnel der Welt führen. 24, 5 km ? das ist schon wirklich lang. Aber da sieht man nichts, also fahren wir die alte Route, die sogenannte Schneestrasse. Den Namen hat sie bekommen, weil bis in den Sommer hinein riesige Schneemassen neben der Strasse liegen. Und tatsächlich, die Schneemauer rechts und links neben der Fahrbahn ist zum Teil höher als Tatzel, das ist unglaublich. Die 48 km lange Strecke führt uns wieder bis auf mehr als 1.300 m hoch. Zum Teil ist die Strecke wieder nur etwas mehr als einspurig, dementsprechend gibt es immer wieder Ausweichbuchten. Aber die meisten Fahrer wissen was auf sie zukommt, wenn sie eine solche Strasse fahren, und fahren sehr vorausschauend. Allerdings haben wir dann zwei Mietwagen mit vermutlich südamerikanischen Touristen. Ein Tesla und ein E-Jaguar, und die haben echt keine Ahnung vom Autofahren. Zum einen fahren sie mit gerade mal 20 km/h, in den Serpentinen halten sie fast an, obwohl wir selbst mit unserem Dickschiff gut durchkommen. Nach einem Photostop haben wir dann den Tesla vor und den Jaguar hinter uns. Und der Jaguarfahrer versteht nicht, dass man auf Passstraßen Abstand halten sollte. Denn wenn wir in eine Ausweichbucht fahren um den Gegenverkehr durchzulassen, und er steht direkt hinter uns auf der Strasse, dann klappt das Ausweichmanöver nicht mehr wie geplant. Naja, irgendwann lernt er es vielleicht. Die Landschaft ist auf jeden Fall mal wieder unglaublich, und es gibt ein paar größere Parkplätze, wo wir rausfahren. Der bekannteste ist sicherlich der Aussichtspunkt Stegasteinen. Dort kann man auf einer großen Plattform direkt über den Fjord blicken. Allerdings ist da auch die Hölle los, denn von Flǻm aus fahren sogar große Reisebusse dahin. Naiv wie ich bin denke ich mir, dass damit ja das schlimmste an Strasse vorbei sein muss wenn hier sogar zwei dicke Reisebusse stehen. Aber gefehlt, jetzt wird es erst richtig interessant. Doch mein getreuer Fahrer alias mein Ehemann schaukelt uns geduldig und langsam durch die Serpentinen, und nach kurzer Zeit haben wir einen der beiden Reisebusse vor uns. Wir halten viel Abstand, damit wir keine Blockade erzeugen, und tatsächlich haben wir Glück und bei Gegenverkehr ist auch immer eine Bucht zum Ausweichen in der Nähe. Dann erreichen wir den Touristenort Flǻm und schon von weitem sehen wir natürlich das fette Kreuzfahrtschiff im Hafen liegen. Die Rotterdam, ein Schiff der Holland America Line. Schon krass, wenn ein Schiff mit mehr als 2.600 Gästen in einem Dorf mit etwas mehr als 400 Einwohnern anlegt. Aber nun gut, die leben da auch ganz gut davon. Dementsprechend ist auf jeden Fall viel los, dazu kommen ja noch Touris wie wir die mit Wohnmobilen unterwegs sind und ungezählte Reisebusse. . Tagsüber ist parken in der Stadt übrigens gar kein Problem, bis 22 Uhr darf man in der ?Stadt? überall stehen. Mal schauen was wir heute Nacht machen. Für den Zeitraum Samstag bis Montag haben wir einen Stellplatz auf dem Campingplatz am Ort gebucht, aber für heute Nacht hatten die nichts frei. Jetzt geht es erst mal zur Touristinfo und zum Ticketschalter, denn wir wollen heute Nachmittag noch eine Fjord-Kreuzfahrt machen. Also buchen wir als erstes die Tickets für die Bootsfahrt, die dauert gut 4,5 Stunden und führt von Flǻm nach Gudvangen und wieder zurück. Da morgen noch ein Kreuzfahrtschiff anlegt, planen wir unsere Fahrt mit der Flǻmbahn erst für Sonntag ein. Wobei es da eine Änderung gab. Laut Hafeninfo sollte eigentlich die Queen Mary 2 anlegen, aber der wird die Einfahrt verwehrt da sie die Umweltauflagen mit ihren Motoren nicht einhalten kann. Stattdessen legt nun die MS Deutschland an. Wie auch immer, es wird morgen wieder voll. Daher buchen wir für Sonntag, 10.15 Uhr und gleichzeitig auch die Mitnahme unserer Fahrräder. Dann haben wir die Option dass wir komplett zurück radeln, das sind 20 km. Alternativ radeln wir 2 km bis zur Zipline, lassen uns gut 1,5 km an einem Seil ins Tal schiessen und unsere Räder kommen hinterher, und radeln dann die restlichen nicht mehr ganz 17 km zurück zum Campingplatz. Aber ob Zipline oder nicht entscheiden wir spontan und wetterabhängig. Also haben wir jetzt Tickets und müssen nur noch die Zeit totschlagen bis das Schiff geht. Als erstes gehen wir in das Souvenir- und Outdoorgeschäft, aber da treten sie sich gerade gegenseitig tot, Nach 2 min sind wir wieder draussen. Dann laufen wir lieber noch eine Runde durch den Regen. Und um 15 Uhr können wir dann auch an Bord der ?Future of the Fjords? gehen und dann beginnt die Fahrt durch den Nærøyfjord. Das Wetter ist grottig und das Schiff brechend voll. Aber wir haben eine gemütliche Dreiersitzbank und lassen uns die Laune durch den Regen nicht vermiesen. Um 15.20 Uhr legt das Schiff lautlos ab ? natürlich hat es einen reinen Elektroantrieb. Und so gleiten wir 2 Stunden hin und 2 Stunden zurück fast lautlos durch den Fjord. Wir sitzen direkt am Fenster und können trotz Regen die tolle Landschaft geniessen. Die Gipfel steigen bis zu 1.800 m auf, hunderte, tausende Wasserfälle ergießen sich in den Fjord. In Gudvangen steigen fast alle Passagiere aus, und wir bleiben nur mit einer Handvoll anderer Gästen zurück. Dann wird das Wetter auch noch besser, und so endet die Fahrt gut gelaunt und mit einem Haufen schöner Bilder. Dann geht es zurück zum Womo. Die Touristinfo gab uns den Tip, dass man auf der anderen Seite vom Fluss auf einem Schotterparkplatz auch über Nacht stehen darf. Und tatsächlich ist das Parkverbot zwischen 22 Uhr und 6 Uhr durchgestrichen. Der Boden ist sehr schlammig, aber weiter hinten auf dem riesigen Areal ist etwas Schotter, da stellen wir uns hin, ausnivellieren, Tür zu und Feierabend. Wenige Minuten später rollen zwei weitere und dann ein drittes Wohnmobil auf den Platz. Mal schauen wie viele es noch werden. Nun schnapp ich mir den Rechner und tipper den Tagesbericht, und danach heisst es dann mal Abendessen, wir haben gleich 22 Uhr.



Freitag, 17. Juni 2022
Der Abend endet mit Regen, und genau so beginnt der neue Tag. Also machen wir es uns erst einmal gemütlich, trinken noch mal einen Kaffee und warten ab. Gegen Mittag soll es aufhören zu regnen. Gegen 12.30 Uhr ist es dann tatsächlich soweit. Wir packen unsere Rucksäcke, ziehen unsere Helme auf und schwingen uns auf die Räder. Die 2,5 km bis zum Wanderparkplatz sind schnell geradelt. Dort schauen wir direkt auf den beeindruckenden Hjellefossen. Unglaublich wie das Wasser die Felsen runter donnert und die Gischtwolke duscht uns erst einmal ab. Kurze Zeit später erreichen wir den offiziellen Beginn des kombinierten Rad/Wanderwegs. Dann schauen wir mal bis wohin wir kommen. In Summe soll der radtaugliche Teil 5 km lang sein. Das ist ja eigentlich fix geradelt. Aber unsere Campernachbarn aus Schweden haben uns schon gewarnt dass es nicht so einfach wird. Und bereits einen knappen halben Kilometer später sehen wir, was die gemeint haben. Ja, grundsätzlich kann man hier radeln. Aber uns ist das einfach zu steil. Zufälligerweise steht hier ein Stück eines alten Zaunes mit einem großen Stück Stahlseil. Dort können wir wunderbar unsere Treckingräder anschliessen. Die Helme sind flugs an den Rucksäcken angebracht, und dann marschieren wir los. Wir sind einfach bessere Wanderer als Radler. Der Weg führt entlang der Utla, und bereits nach kurzer Zeit erreichen wir die Johannabrücke. Der Weg führt nun auf der Ostseite der Schlucht weiter. Der Blick auf den Fluss ist toll. Manchmal führt der Weg bis runter ans Flussbett, dann geht es wieder steil hoch. Das Wasser hat ein unglaubliches grün, und tausende Steine im Flussbett sorgen für Wirbel und Stromschnellen. Nach kurzer Zeit lässt uns das Wetter leider im Stich, und die in der Schlucht hängenden Wolken fangen an, abzuregnen. Tja, schade aber das ist dann so. Also holen wir unserer Regenjacken raus und weiter geht es. Dann erreichen wir den Avdalsfossen, den zweiten Wasserfall auf dieser Route. Wieder geht es über eine Brücke und von dort hat man einen tollen Blick auf den Fall. Oberhalb des Avdalsfossen liegt Avdalen, ein ehemaliger Bergbauernhof der nun als Berghütte dient, allerdings ist er nur ca. 10 Wochen im Jahr bewirtschaftet. Der Weg dorthin geht kurz hinter dem Wasserfall ab. Es handelt sich um einen steilen schmalen Klettersteig, der Aufstieg dauert eine knappe Stunde. Wir gehen an dem Abzweig vorbei, denn wir wollen noch weiter bis zum Vettifossen. Dann erreichen wir die dritte Brücke, die Hellerslibrücke. Das Wetter ist immer noch unangenehm, dafür ist erfreulich wenig los. Dann erreichen wir den Høljafossen, ein kleiner aber trotzdem wirklich schöner Fall. Der war auf der Wanderkarte gar nicht eingetragen. Und mittlerweile geht es richtig bergauf. Wir kommen an zwei Bergbauernhöfen vorbei, Lauvhaugen und Flaten, die beide noch bewirtschaftet werden. In Lauvhaugen grasen drei Pferde auf der Wiese, sonst sieht man nichts. Und es gibt natürlich das obligatorische Gästebuch im roten Briefkasten. Flaten sieht recht verlassen aus, soll aber auch noch bewohnt sein. Und dann steht da plötzlich ein Peugeot im Gras. Ok, theoretisch ist der Weg bis hierhin befahrbar - und scheinbar auch praktisch. Aber mit einem Frontler bis hier hoch, Respekt. Dann erreichen wir Vetti. Der ehemalige Hof ist nun eine Berghütte, die allerdings auch erst ab Juli bewirtschaftet ist. Jetzt ist es nur noch ein Kilometer bis zum Fuss des Vettifoss. Aber dieser Kilometer hat es in sich. Der Weg ist kein Weg mehr, sondern man folgt einem schmalen steinigen Pfad erst steil bergauf und dann noch steiler bergab. Das ist kein Wandern - das ist wirklich mühsam. Nach geschätzt ¾ des Weges können wir schon die Gischt des Vettifoss sehen und das Rauschen hören. Aber hier ist für uns Schluss und wir geben auf. Egal wie schön der Wasserfall ist, er ist keinen gebrochenen Haxen wert. So dicht vorm Ziel, aber man sollte seine Grenzen kennen. Also drehen wir um und gehen zurück. Mittlerweile hat der Regen aufgehört und der Himmel schenkt uns sogar ein paar Sonnenstrahlen. Wir laufen den Weg gemütlich zurück, und dieses Mal geht es mehr bergab als hinwärts, von daher sind wir in Summe auch eine knappe halber Stunde schneller. Dann erreichen wir wieder unsere Fahrräder, und kurze Zeit später sind wir kalt und nass zurück am Womo. Erstmal Kaffee und ein Päuschen, dann packt Peter die Räder wieder hinten aufs Womo und ich bereite das Abendessen vor. Nach dem Essen geht es an die Planung für die nächsten Tage. Aber für heute reicht es mit tippen, ich bin müde. Und wenn ich heute was vergessen habe zu berichten, hole ich das morgen nach, versprochen. Gut?s Nächtle.