Dienstag, 30. April 2024
Wir schlafen aus und starten sehr langsam in den Tag. Gestern war anstrengend und wir haben noch keinen genauen Plan, was wir heute machen. Als erstes mache ich also Frühstück, und dann setzen wir uns zusammen mit einem Plan der Gegend und legen eine grobe Route fest. Grundsätzlich versuchen wir, die Küste abzufahren, dabei dicht am Wasser zu bleiben und so viele der markierten Atlantik Way Discovery Points (Aussichtspunkte) wie möglich abzuklappern. Der erste Stop ist klar, wir fahren zum Fanad Leuchtturm. Der Weg ist wie immer schmal, Ausweichbuchten gibt es wenig, aber Peter kann dem Gegenverkehr immer gut ausweichen, und wir erreichen recht zügig den Parkplatz. Ja, und viel weiter kommen wir leider auch nicht. Das Betreten des Geländes kostet bereits 9 € pro Kopf, und wenn man auf den Leuchtturm rauf möchte, sind sogar 12 € fällig. Das ist uns dann doch zu viel. Wir machen vom Parkplatz aus einige Bilder, und dann fahren wir weiter. Die Route, die Peter ausgesucht hat, zweigt in Teilen vom Wild Atlantik Way ab und führt zwischen der Küste und vielen kleinen und großen Seen vorbei. Das bietet immer wieder tolle Ausblicke auf den Atlantik, traumhafte Strände und Teile des Hinterlandes, die man verpassen würde, wenn man sich nur an der Touristenroute orientiert. Der nächste Discovery Point ist der an der Ballyhiernan Bay. Wir nutzen den Stop um direkt einen kleinen Spaziergang am Strand zu machen. Optisch lädt es ein direkt ins Wasser zu springen. Aber bei 8°C verzichten wir dann doch darauf. Weiter geht es und der nächste Aussichtspunkt ist der Island Roy View. Wir machen ein Photo zur Insel rüber, und machen uns wenige Minuten später auf den Weg zur Insel. Denn die ist mit einem kleinen Steindamm mit dem Festland verbunden, und da müssen wir natürlich rüber. Schnell sind wir da - also schmaler dürfte der Damm nicht sein, wir passen mit der Breite aber gerade so drauf. Peter hat Spaß und ich mache reichlich Photos. Wir fahren noch einen knappen Kilometer, dann wenden wir und es geht zurück. Nun führt uns der Weg nach Melmore. Leider kommen wir nicht bis ganz in die Spitze, der letzte Parkplatz vor dem Strand ist bei einem Holidaypark, parken kostet 5 €. Wir wenden und fahren zurück. Aber apropos Holidaypark: Nahezu jeder dritte Ort hier an der Küste hat einen Holidaypark mit jeweils mindestens einhundert oder manchmal sogar sicherlich mehreren hundert Mobilheimen. Das ist einfach unglaublich, auch der Campingplatz, auf dem wir letzte Nacht standen, hatte weit über einhundert Mobilheime dort stehen, wobei die alle vollkommen unterschiedlich waren. Daher vermuten wir, dass man dort einen Platz mieten / kaufen kann, und sein eigenes Mobilheim abstellt Aber die ganzen Parks, an denen wir heute vorbeifahren, sind sehr einheitlich, also scheinbar alles nur zum Mieten. Auf dem weiteren Weg kommen wir nun am Aussichtspunkt Rosguill Peninsula vorbei, die Küste ist mal wieder beeindruckend und der Stop hat sich gelohnt. Ich mache wieder das obligatorische Photo von Peter neben dem WAW Marker, wie die rostigen Pfeiler wohl offiziell heissen. WAW steht natürlich für Wild Atlantik Way. Und Peter posiert an jedem Marker und macht Späßle. Das Wetter ist heute immer noch typisch April. Sonne, Regen und Sturm im fliegenden Wechsel. Eben noch ein Photo mit einem entfernten Strand der in der Sonne glitzert, und zwei Minuten später ist der Regen so dicht, dass man das andere Ufer nicht mal erkennen kann. Wir fahren weiter zum Doe Castle View, allerdings regnet es und das Castle auf dem gegenüberliegenden Ufer ist kaum zu erkennen. Jetzt geht es natürlich auch direkt zum Doe Castle, und wir sind mehr als angenehm überrascht: eine Besichtigung der Ruine ist tatsächlich ohne Eintritt und ohne Parkgebühr möglich. Es fängt zwar gerade wieder an zu regnen, trotzdem nutzen wir unsere Chance und klettern ein bisschen durch die Ruinen der Burg. Aber sehr viel gibt es nicht zu sehen, und nach einer guten Viertelstunde sind wir wieder on Tour. Weiter geht es nun zum Marble Hill, dabei handelt sich aber nicht um einen Hügel, sondern um einen beeindruckenden Strand. Wieder laufen wir ein bisschen durch den Sand, machen Photos und setzen dann unseren Weg fort. Jetzt geht es zum Horn Head, und dort haben wir direkt zwei Stops. Als erstes fahren wir den Berg rauf zum Look Out Horn Head. Der Weg dorthin ist mal wieder spannend, aber so langsam gewöhne ich mich daran, sind ja nun auch schon lange genug unterwegs und mein Fahrer hat mich bis jetzt noch immer sicher hin und zurück gebracht. Oben angekommen ist ein kleiner Parkplatz, ausser uns steht nur ein PKW dort. Das Gelände ist im Privatbesitz, allerdings gibt es einen kleinen Rundweg und drei markierte Aussichtspunkte, die wir alle ablaufen. Dann geht es weiter zum Discovery Punkt, allerdings ist die Aussicht von dort dann eher unspektakulär. Für heute reicht es, und wir suchen uns nun ein Quartier für die Nacht. Der erste Parkplatz ist leider nicht für Übernachtung zugelassen, aber Peter findet einen tollen Parkplatz am Hafen, dort stehen bereits einige andere Wohnmobile umdgeniessen mit uns die Abendsonne. Plötzlich startet ein Wolkenbruch – nur wenige Minuten, aber dafür werden wir anschliessend mit einem traumhaften riesigen Regenbogen belohnt. Und während ich an der Tastatur sitze, springt Peter nochmal raus und photographiert den Sonnenuntergang. Ein anstrengender aber schöner Tag geht zu Ende.



Der Tag beginnt mit strömenden Regen. Es wäre ja auch zu schön gewesen, mehrere Tage trocken zu bleiben. Peter hat eine vielversprechende Route geplant, und als erstes geht es zum Culdaff Beach. Leider gibt es eine Strassensperrung, daher fahren wir zuerst weit im Inland. Der Strand sieht toll aus, jetzt wären sonnige 25°C schön, denn dann könnten wir direkt mal ins Wasser springen. So machen wir nur einige Photos und ziehen weiter. Auf Grund des Wetters ist auf den Straßen verhältnismäßig wenig los. Nun geht es zum Malin Head, dem nördlichsten Punkt von Irland. Am Malin Head parken wir am untere Parkplatz, denn der obere am sogenannten „Signal Post“ (das sind die rostigen Stangen mit dem Wellensymbol, die an jedem Aussichtspunkt des Wild Atlantik Way stehen), können maximal 4 PKW stehen. Wir schnappen uns unsere Regenjacken und laufen die 100 m den Hügel rauf, trotz Sturm und Regen sind einige weitere Touristen da. Wir würden gerne eine größere Runde laufen, aber Wind und Regen halten uns ab. Ausser dem Signal Post sehen wir Reste von Bunkeranlagen und auf einem Hügel steht aus weissen Steinen der Text „EIRE 80“ geschrieben. Peter recherchiert direkt mal, was es damit auf sich hat. Diese 85 Kennzeichnungen dienten eigentlich zur Information von Luftstreitkräften, dass sie sich gerade über neutralem Gebiet befinden. Tatsächlich waren sie den Alliierten aber eine große Hilfestellung, da sie anhand der Kennzeichnungen ziemlich exakt wussten, wo sie sich genau befanden - in den Zeiten vor GPS eine unschätzbare Hilfe. Wir steigen wieder ins Womo und erreichen nun Carnmali. Im Ort entdeckt Peter ein Schild „Visitor Center“ und hält direkt an. Das Visitor Center soll sich in dem Café befinden, das ist jedoch geschlossen, und so wie es aussieht schon länger. Im Gebäude befindet sich auch gleichzeitig das Rathaus, und Peter fragt einfach mal freundlich nach dem Visitor Center. Ein sehr freundlicher Mann erklärt uns, dass das Visitor Center während der Pandemie geschlossen wurde, genauso wie das Café - und seitdem nicht mehr geöffnet hat. Aber er bietet uns an, uns eine Karte der Gegend zu geben und bittet uns in sein Büro. Neben Karten und einem Prospekt gibt er uns noch Infos zur Gegend und den Tip, zum Alpaca View Point zu fahren. Er klärt mit Peter noch kurz die Route und nach einigen Minuten Smalltalk bedanken wir uns und gehen zurück zum Womo. Er kommt mit, denn er steht direkt neben uns mit seinem Fahrzeug. Scheinbar ist er der regierende oder zumindest der kandidierende Bürgermeister, denn er hat auf dem Fahrzeug groß ein Bild von sich mit dem Text: „Vote for me“ und dann die Info zur kommenden Bürgermeisterwahl. Also sind die Iren genauso gastfreundlich und hilfsbereit, wie wir es in Schottland erlebt haben. Wir folgen also dem Ratschlag und Peter biegt ab Richtung Alpaca View. Wow, hier fahren nicht viele Autos lang, also wenn wir den Tiip nicht persönlich bekommen hätten, wären wir vermutlich nicht auf die Idee gekommen, hier lang zu fahren. Die Straße ist schmal, in der Mitte ist ein dicker Grünstreifen, und nur rechts und links ein schmales Band aus Asphalt. Wir prüfen anhand der Karte nochmal, ob wir richtig sind, aber ja, das ist der Weg den er empfohlen hat. Gut 4 Km später sind wir am Ziel und der Ausblick von hier oben ist einfach unglaublich. Vor uns liegt der gigantische Five Finger Strand und die Trawbreaga Bay, dieser Ausflug hat wirklich gelohnt. Unser Weg führt uns nun um die Trawbreaga Bay, und wir erreichen Ballyliffin. Wir ahnen das es heute Abend spät werden könnte, und halten an einem Pub an. Peter bestellt sich Nachos mit Chili, und ich habe mich für ein Putensandwich entschieden. Wir haben beide gut gewählt und satt geht es weiter. Wir folgen teils dem Wild Atlantik Way, allerdings führt dieser meist durch das Inland und nur die Abzweigungen zu den vielen Aussichtpunkten führen dann an die Küste. Das ist recht schade, eine richtige Küstenstrasse wäre natürlich toll. Aber die verschiedenen Viewpoints die wir abklappern, sind auch recht schön. Nun erreichen wir Fort Dunree. Es handelt sich hier um die Reste eines Forts aus dem 18. Jahrhundert, das allerdings bis in die 60er Jahre noch aktiv war. Es gibt einen Teil, den man kostenfrei besichtigen kann, allerdings kosten das Museum, sowie die inneren Anlagen Eintritt. Wir entscheiden uns, das Museum zu unterstützen und gehen zum Ticketoffice. Der Mann freut sich sichtlich, dass bei dem Wetter zahlende Kundschaft kommt, und berechnet uns augenzwinkernd nur den Eintrittspreis für Studenten, dann schickt er uns direkt in den Kinosaal, denn dort startet gerade ein knapp 10-minütiger Film über das Fort. Anschliessend bekommen wir von dem netten Herrn weitere Infos zum Fort und wir bummeln teils im trockenen und teils im Regen durch die Festungsanlagen, Museum und Bunker. Eigentlich gibt es noch unendlich viel zu sehen, aber trotzdem machen wir uns wieder auf den Weg. Wir befinden uns mittlerweile am nächsten großen Fjord im Bezirk Donegal, dem Lough Swilly. Der nächste geplante Stop ist Inch Island, eine kleine Insel die mit einer Brücke und einem Fußgängerdamm mit dem Festland verbunden ist. Wir stoppen auch dort wieder am Aussichtspunkt des Wild Atlantik Way, machen das obligatorische Photo am Signal Post und weiter geht es. Das eigentlich vorletzte Ziel des Tages ist der Grianán von Aileach, ein restauriertes Steinfort von ungefähr 1.000 v. Chr. Peter hat sich auch dazu informiert, und der Legende nach ordnete damals der König die Zerstörung der Festung an, und um sicher zu gehen, dass sie nicht mehr aufgebaut werden konnte, befahl er jedem Soldat, einen Stein mitzunehmen. Mittlerweile ist es früher Abend, und wir entscheiden uns, das Tagesziel, den Fanad Head, zu verschieben, den Viewpoint Ballymastocker Beach wollen wir jedoch noch machen. Und auch dieser Strand ist unglaublich groß und brei,t allerdings sind die Strände hier alle gelb und haben nicht den weissen Sand, den wir auf den Äußeren Hebriden gesehen haben. Für heute reicht es, und wir suchen nun erst einmal einen Campingplatz, denn uns ist endlich mal wieder nach einer Dusche. Viel Auswahl haben wir nicht, und wir fahren Knockalla Carvan und Camping Park an. Die Rezeption ist nicht mehr besetzt, allerdings steht an der Tür der Hinweis dass man online buchen und sich dann einfach einen Stellplatz aussuchen kann. So weit so gut, der Platz ist zwar recht teuer, aber eine Dusche und Strom, um mal wieder alles aufzuladen und den Heizlüfter laufen zu lassen, wäre schon fein. Also suchen wir uns einen Platz, buchen online und stellen fest, dass wir zum Duschen Münzen brauchen, die wir nur in der Rezeption kaufen können. Wir rufen kurz bei den Inhabern an und fragen ob zufällig jemand noch in der Nähe des Campingplatzes ist, aber leider verneint die Dame am Telefon das und verweist auf die Öffnung der Rezeption am kommenden Tag um 8 Uhr. Na prima, also fällt Duschen aus, dann hätten wir ja direkt auf einem Parkplatz stehen bleiben können. Unsere heute eh leicht angespannte Stimmung wird dadurch nicht besser. Aber dann haben wir Glück, und plötzlich hält ein roter Pick-Up neben unserem Womo. Der Vater der Dame, mit der wir telefoniert hatten, hat sich dann doch erbarmt und ist nochmal vorbeigekommen. Jede Duschmünze kostet satte 2 €. Ok, dafür kann man auch 6 Minuten duschen, aber das ist trotzdem viel Geld, zumal der Platz bereits 38 Euro kostet. Aber wir sind trotzdem froh, packen unsere Duschsachen und gehen zum Waschhaus. Während ich Glück habe und wirklich heisses Wasser bekomme, ist bei den Männerduschen viel los und die Wassertemperatur für meinen Mann leider nicht mehr ganz so heiss. Aber gut getan hat es auf jeden Fall und nun sind wir wieder beide duftig frisch. Nun geht es an die weitere Planung, denn irgendwo sind wir heute beide nicht zufrieden mit dem Tag. Wir haben gar nicht so viele Kilometer gemacht und wirklich viel gesehen, aber es fühlte sich alles sehr gehetzt an, mal schaun dass wir das die kommenden Tage besser hinbekommen. Nun ist es bereits sehr spät, Peter macht noch Buchführung und ich habe getippt. Für heute reicht es, mal schauen was der morgige Tag so bringt.