Die Nacht ist friedlich, aber wir sind trotzdem beide sehr müde. Da uns ja nichts hetzt, drehen wir uns einfach nochmal ein halbes Stündchen um und bleiben unter der warmen Decke. Aber wir wollen ja noch weiter, also heisst es dann doch: Aufstehen, Kaffee kochen, und planen. Peter bucht kurzerhand für 12.15 Uhr die Bootstour nach Staffa, damit ist der heutige Tag verplant. Die Fahrt soll ca. 3 Stunden dauern. Wir starten also wieder auf der schmalen Straße, die nach Fionnphort führt. Google sagt, dass wir für die 38 km ca. 38 Minuten brauchen. Aber aus Erfahrung wissen wir, das wird nicht klappen. Denn selbst eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h zu erreichen, ist hier eine Leistung. Aber wir liegen gut in der Zeit und erreichen eine gute Stunde vor Abfahrt des Bootes das kleine Örtchen. Der kostenlose Parkplatz 500 m vom Hafen entfernt ist schon sehr voll, aber wie immer rangiert Peter unseren Tatzel in eine Lücke, die er noch erspäht hat. Wir ziehen unsere Wandersachen an, nehmen die Rucksäcke und los geht es. Der Hafen ist winzig und besteht eigentlich nur aus einer Bootsrampe. Von hier aus fährt im schnellen Takt eine Fähre auf die gegenüberliegende Insel Iona, dort gibt es die bekannte Iona Abbey, ein scheinbar sehr beliebtes Reiseziel. An der gleichen Rampe - aber seitlich - soll auch unser Boot ankommen. Ausser uns warten nur eine Handvoll Leute auf die Bootstour, mal schauen wie viel schon an Bord sind, denn der erste Zustieg war auf Iona. Wir haben Glück, es ist weniger eng als gedacht. Wir warten noch auf einige fehlende Gäste, aber als nach mehr als 5 Minuten noch immer keiner zu sehen ist, legt der Kapitän ab. Wir sind gerade 10 Minuten unterwegs, als der Kapitän durchsagt, dass er nochmal einen kurzen Schlenker zurück zum Anleger in Iona macht. Die fehlenden Passagiere sind aus Versehen auf die große Fähre gegangen und stehen nun am Anleger in Iona. Kurze Zeit später sind dann wirklich alle an Bord uns los geht es nach Staffa. Die Fahrt dauert eine knappe Stunde, und es ist wirklich kalt, denn wir sitzen oben an Deck und haben einen tolle Aussicht auf den Atlantik auf die Inseln der inneren Hebriden. Natürlich machen wir wie immer ungezählte Photos. Das wird diesmal sicherlich mehr als nur ein Photobuch geben! Dann kommt Staffa in Sicht, und als erstes fahren wir von aussen an Fingal’s Cave vorbei. Wir machen einige schöne Photos und entscheiden uns spontan, gleich nicht zur Höhle runterzuklettern, sondern stattdessen die Stunde Aufenthalt lieber zu nutzen, um die Insel zu erkunden. Und wie vermutet nehmen fast alle den schmalen Klettersteig aussen an der Klippe, und hangeln sich im Gänsemarsch zur Höhle vor. Wir flitzen dagegen die steilen Stufen hoch aufs Plateau. Was für ein Anblick – diese tollen Klippen, riesigen Basaltsäulen und vielen Inseln um uns rum. Wir klettern rauf und runter, laufen über die Insel und genießen sogar einen hauch Sonnenschein. Die Stunde ist blitzschnell rum und wir müssen zurück zum Boot. Da ich mittlerweile doch etwas durchgefroren bin, verkrümel ich mich in den etwas windgeschützteren Bereich auf dem Boot, Peter zieht es wieder aufs Oberdeck. Wobei das alles so großartig klingt, aber das „Oberdeck“ hat ganze 6 Sitzplätze, das Aussendeck vielleicht 20 und der „Innenbereich“ hat nochmal Platz für 14 Leute, wenn man es kuschelig mag. Also eigentlich eine angenehmer Größe, viel besser als die diese Riesenboote für 200 Leute. Zurück an Fionnphort machen wir uns auf den Weg zum Eas Fors Wasserfall. Die Strecke führt über die sogenannte Scenic Route hier auf Mull, und ich frage mich zu beginn, was hier noch mehr Scenic sein soll als diese eh schon schmalen Strassen und dieser Ausblick schon sind. Aber tatsächlich, die Straße ist noch schmaler, und die Landschaft noch spektakulärer. Und solange die Leute vorausschauend fahren, ist auch alles prima. Aber dann kommt zum ersten Mal ein vollkommen überforderter Tourist, der scheinbar nur auf Highways fahren kann. In einer Kurve – für uns auch noch steil bergab – steht er plötzlich vor uns. Hinter uns ist weit und breit keine Ausweichbucht, also muss er vermutlich gerade an einer vorbeigekommen sein. Aber er macht keine Anstalten zurückzufahren. Irgendwann versteht er, dass wir hier schlecht zurück fahren können. Und mit viel Theater und dreimal vor und zurück setzt er rückwärts um die Kurve – und tada, da ist auch die Auweichbucht. Ich hab noch nie gesehen dass jemand so Probleme hat, 20 m rückwärts zu fahren. Aber das ist zum Glück die Ausnahme. Eigentlich klappt das mit den Single Track Strassen super. Weiter geht es und auch hier haben wir Glück, der Parkplatz am Eas Fors ist fast leer und wir können in Ruhe den kleinen aber feinen Wasserfall besichtigen. Nun wollen wir als letztes Tagesziel zu dem Wanderparkplatz, wo wir morgen früh eine 12 km Tour starten wollen. Aber leider ist dort Übernachten nicht erlaubt. Wir überlegen einen kurzen Moment, aber wir sind dafür solche Regeln zu akzeptieren, schliesslich gibt es genug Möglichkeiten, wo es erlaubt ist. Wir fahren weiter, und gut 3,5 km später erreichen wir einen Parkplatz oberhalb der Bucht bei Calgary, hier stehen zwar schon einige Fahrzeuge, aber es gibt noch genug Platz. Und nach knapp 5 Minuten steht der Caddy von gestern wieder neben uns. Es gibt auch eine Spendendose, die wir bereitwillig füttern, denn solche Plätze müssen ja auch instandgehalten werden. Peter stellt fest, dass hier am Parkplatz ebenfalls eine sehr schöne und 12 km lange Wanderung startet. Also bleiben wir hier morgen einfach stehen und laufen ab hier, dann müssen wir morgen nicht umparken, aussdem sieht die Route hier an der Küste wirklich interessant aus. Der Abend endet mit einer leckeren Brotzeit, dazu mach ich uns Saussage Rolls heiss. Da wir kein Handynetz haben rufen wir Mutter über Wlan Call an. Wir halten uns kurz, weil wir nicht sicher wissen, ob das kostenfrei ist. Das klärt sich aber dann und nach Deutschland ist es tatsächlich umsonst, allerdings nur nach Deutschland. Nun setz ich mich an die Tastatur, während Peter nochmal die Buchführung pflegt. Und bei einem Glas Cider lassen wir den Abend gemütlich ausklingen.