Eigentlich habe ich mich total auf Tobermory gefreut, aber irgendwie ist der Wurm drin. Mir ist kuddelig, ich hab Fieber und ich bin schlecht drauf, obwohl es dafür keinen Grund gibt. Eigentlich ist ja alles prima, wir haben Urlaub, sind in einem wirklich tollen Land und mein Lieblingsehemann ist an meiner Seite und schaukelt mich sicher durch das Land. Trotzdem will ich am liebsten heim. Ich hoffe dass sich das bald wieder legt, ist für uns beide anstrengend. Wir sind mittlerweile von Calgary Beach weitergehfahren bis Tobermory, dort hat Peter erst einmal einen Campingplatz gebucht. Vielleicht hilft mir ja eine heisse Dusche auf die Sprünge, wobei wir hier sicherlich nicht europäische Standards erwarten sollten. Manchmal besteht der Unterschied zwischen einem Parkplatz und einem Campingplatz nur aus einem Dixie Klo. Aber wir werden sehen. Die Fahrt ist landschaftlich wie immer reizvoll, aber die Straßen sind gefühlt noch etwas schlechter und schmaler als sonst. Und es gibt wieder genau zwei Arten von Autofahrern. Diejenigen die an der engsten Stelle an uns vorbeizirkeln – fast ohne den Fuß vom Gas zu nehmen – und diejenigen die selbst beim breitesten Passing Place panisch mitten auf der Strasse stehen bleiben und den Rückwärtsgang nicht finden, um in die Lücke zu huschen. Als erstes fahren wir zum Hafen, hier gibt es einen großen Parkplatz. Aber wir sind sehr schnell ernüchtert, der Parkplatz ist kleiner als gedacht und es herrscht bereits blankes Chaos. Wir drehen mehrere Runden und sind ratlos, als mich plötzlich ein Mann aus einem PKW anspricht. Wenn ich ihm zwei Reihen weiter schnell die Parklücke freihalte, würde er sein Auto umparken und damit eine lange Parklücke für uns frei machen. Das ist ja supernett! Schnell flitz ich rüber, aber das ist gar nicht nötig. Bis ich da bin, kommt er auch schon angefahren, und Peter rangiert Tatzel rückwärts in die freigewordene Lücke. Wir bedanken uns sehr nett und nun können wir weiterplanen. Als erstes laufen wir den Rundweg durch den Aros Park. Wir gehen nur bis zu den unteren Wasserfällen, 4 km sind mir heute genug. Der Weg geht an der Bucht entlang, immer rauf und runter und wie am Calgary Beach gibt es auch hier zahlreiche Pfützen, in denen sich Millionen Kaulquappen tummeln. Dann machen wir noch eine Runde durch die Stadt, oder was man so Stadt nennt. Tobermory kam in einer Doku vor, die wir uns angeschaut haben. Aber da sieht man mal, wie Filme die Wirklichkeit verzerren können. Also es war nichts gelogen, aber wenn man es in live sieht, denkt man sich nur: Hier will ich nicht leben müssen. Der Ort ist einfach nur unendlich trostlos, darüber täuschen auch die paar leuchtend bunten Häuser am Hafenbecken nicht weg. Vielleicht ist es im August mit Sonnenschein anders, allerdings frage ich mich, wie sie dann das Thema Verkehr organisieren wollen. Selbst mit den wenigen Ostertouristen herrscht heilloses Durcheinander und man kommt nicht durch, denn es gibt eigentlich nur eine Straße. Schade eigentlich, aber manchmal ist es so. Als erstes steuern wir ein kleines pinkes Häuschen von Ice of Mull direkt am Kai an, das ist eine Eisdiele (die ebenfalls in der Doku vorkam). Und auch hier schmeckt die Kugel Ananas Ingwer Eis, das sich Peter gönnt, nicht annähernd so gut wie erwartet. Ausserdem gibt es keine der in der Doku hochgelobten Whisky Sorten, Ananas Ingwer ist noch das kreativste neben Vanille, Stracciatella und Erdbeere. Wir bummeln weiter, es gibt noch eine Apotheke, jede Menge Souvenirshops, 2 winzige Tante Emma Läden, ein kleines Postoffice und natürlich die Tobermory Distillery. Wir können einen Blick in den Hof werden, kaum zu glauben dass hier bis zu 1 Millionen Liter Whisky im Jahr hergestellt werden können. Wir haben Hunger, und am Kai gibt es einen Imbißwagen mit toll aussehendem Haddock, also Schellfisch. Peter bestellt sich eine Portion, ich bleibe bei puren Pommes frites. Immerhin eine halbe Portion schaffe ich, den Rest übernimmt zum Glück mein Gatte. Wir schauen noch im Hafencenter vorbei, und da mein Mann mir unbedingt eine Freude machen möchte, kauft er mir einen riesigen, mit pinkem Plüsch gefütterten Regenmantel. Na, dann kann der nächste Regenguss ja kommen. Aber da wir uns ja gerade erst am Rand der Highlands befinden wird das Wetter die kommen Tage sicher nicht besser werden. Mittlerweile ist es 14 Uhr durch, das heisst das Postamt hat wieder geöffnet. Wir haben noch einen alten 20 £ Schein, der nicht mehr gültig ist. Wir haben vorhin versucht, den in der Bank zu wechseln, aber die haben uns an die Royal Mail verweisen. Hier klappt es dann wirklich problemlos. Die neuen Scheine fühlen sich an wie Plastik, nicht schön, aber Neuseeland hat ja auch bereits auf dieses Folienmaterial umgestellt. Nun fahren wir die 3 km zum Campingplatz. Der Platz ist sehr schön, die sanitären Einrichtungen zwar sehr einfach (Damen und Herren jeweils eine Dusche, ein Waschbecken und eine Toilette) aber sauber. Wir entscheiden uns, eine weitere Nacht dranzuhängen und einen Tag Pause einzulegen. Also ausschlafen, aufräumen, Vorräte auffüllen, WC-Kassette leeren, Müll entsorgen, Grauwasser ablassen, Frischwasser nachfüllen und was man alles so tut. Am Samstag, den 06.04. soll es dann weitergehen in die Highlands. Die Fähre ist gebucht, allerdings gibt es wieder Sturmwarnungen und der Fahrplan ist unsicher. Wir werden sehen, ob wir zurück aufs Festland kommen. Unser Ziel ist es, morgens die erste Fähre um 7.30 Uhr zu erreiche, denn besser wird das Wetter eher nicht. Ich werde berichten.
eowynrohan am 05. April 2024