Der Morgen weckt uns mal wieder mit stürmischem Regen. Wir sind in den Highlands, dass es kein Badeurlaub wird, war klar. Doch der gestrige sonnige und warme Tag hat uns leider etwas unrealistisch werden lassen. Wie auch immer, der Plan für heute steht. Als erstes geht es gut 10 km auf einer schmalen Single Track Road bis nach Wick, dort wollen wir zum Lidl und dann Tanken. Übrigens haben hier alle Lidl Märkte eine Kundentoilette, was wir sehr zu schätzen wissen, vor allem wenn wir am Vorabend nicht auf einem Campingplatz waren. Tanken und Einkäufe sind schnell erledigt, nun sind Kühlschrank und Tank voll, und wir fahren weiter zum Duncansby Lighthouse, dort wollen wir mal wieder eine kleine bis mittlere Runde laufen. Wir entscheiden uns dafür, keine Rucksäcke mitzunehmen, die geplante Tour ist nur ca. 5 km lang. Aber wir ziehen uns warm und wasserdicht an, denn es regnet wie aus Eimern, und ist mit 6°C (gefühlt laut Wetterbericht wie 1°C) wirklich bitterkalt. Ich ziehe wieder meinen neuen plüschigen Regenmantel an, und Peter nimmt diesmal nicht sein orange Regenjacke von Icewear sondern nach langem mal wieder die Regenjacke von Kathmandu aus Neuseeland. Dazu ziehen wir diesmal vorsichtshalber auch die Regenhosen drüber, und die warmen Handschuhe brauchen wir natürlich auch. Der Weg startet direkt am Leuchtturm, und führt bergauf quer über eine feuchte Wiese, bis zum Rand der Klippen. Es gibt jedoch ausnahmsweise tatsächlich mal einen Zaun an der Klippe, vermutlich um sowohl leichtsinnige Touristen als auch weidendes Vieh vorm Absturz zu bewahren. Trotz Regen und Sturm ist die Aussicht spektakulär, die Klippen fallen schroff ab, und überall brüten in den schmalen Spalten die Seevögel. Bei dem Schietwetter kuscheln sich sogar die Möwen auf jeden engen Felsvorsprung und versuchen Schutz zu finden. Bald kommen die Duncansby Stacks in Sicht, es handelt sich dabei um Felsnadeln, die sich am Duncansby Head befinden, der Nordostspitze Schottlands. Wir laufen nicht nur die kurze Runde, auf der wir die beiden bekanntesten Felsnadeln sehen, sondern laufen noch deutlich weiter, so dass wir die Felsen noch von der Rückseite sehen können. Das ermöglicht uns auch noch den Blick auf eine andere Felsnadel. Das Gebiet ist sehr sumpfig und moorig, einmal bleib ich beim Überqueren eines Rinnsales mit meinem Schuh fast im Schlamm stecken. Danach prüfe ich immer erst einmal mit meinem Wanderstock, wie tief es tatsächlich ist. Auf dem Hinweg machen wir ungezählte Photos, denn jeder Schritt weiter an der Klippe bietet eine neue Perspektive. Der Rückweg gestaltet sich dann deutlich zügiger, denn in der Gegenrichtung schlägt uns der eiskalte Regen ständig ins Gesicht, wir sehen kaum etwas und auf unseren Brillen steht das Wasser. Nach ungefähr 2 Stunden sind wir zurück am Womo und puhlen uns erst einmal aus unseren nassen Sachen raus. Also die Hosen haben super gehalten, mein Regenmantel hält auch warm und trocken. Allerdings hat Peters Regenjacke versagt, was uns aber erst jetzt auffällt. Die Daumenjacke, die er drunter getragen hat, ist komplett durchnässt. Und später lesen wir auch, dass die Regenjacke nur für Sprühregen geeignet ist, also unser Fehler. Aber eines ist klar, heute Abend brauchen wir einen Campingplatz, damit wir den Heizlüfter starten können, um unsere Sachen zu trocknen. Wir ziehen uns um und fahren die wenige Minuten weiter zum Signpost von John o‘ Groats. Dort ist ein Wegweiser mit Entfernungsangaben – unter anderem zur Südspitze Englands in Lands End, zu den Shetlandinseln und nach Edinburgh. Beim Versuch, dort ein Selfie zu machen, werden wir fast umgeblasen durch den Sturm. Wir setzen uns zum Aufwärmen ins Café Groats und stärken uns mit Fish & Chips. Weiter geht es nun zum Dunnet Lighthouse. Eigentlich wollen wir hier auch wandern, entscheiden uns aber spontan, doch nur einen Photostop draus zu machen. Dabei kommen wir mit einem Ehepaar aus Belgien ins Gespräch, dem wir die letzten 2 Tage schon mehrmals unterwegs begegnet sind – so viele Strassen gibt es im Hochland nicht, und ein belgisches Kennzeichen fällt auf, genau wie unser Tatzelwurm. Weiter geht es nun auf unserer Route Richtung Durness, und wir fahren am wunderschönen Strand von Dunnet Beach vorbei. Leider gibt es hier mal wieder keine Möglichkeit anzuhalten, also versuche ich aus dem Fenster wenigstens ein paar Bilder zu machen. Mittlerweile ist auch die Sonne herausgekommen, aber auf dem Meer toben immer noch weisse Schaumkronen auf den hohen Wellen. Statt wie geplant bis Durness durchzufahren, biegen wir in Halladal spontan auf den Campingplatz ab. Als erstes starten wir den Heizlüfter, um unsere Sachen für die nächste Wanderung zu trocknen, anschliessend geniessen wir beide eine heisse Dusche. Dann kuscheln wir uns ins Womo und starten die Planung für die nächsten Tage, mal schauen wie es weitergeht.