Die Nacht ist entspannt und wir wachen bei Sonnenschein und 11°C auf. Das hatten wir nicht erwartet, eigentlich soll das Wetter auf den Hebriden noch deutlich herber sein als in den Highlands. Es ist viel los, der Parkplatz ist mittlerweile wirklich bis Anschlag belegt. Aber bei dem Wetter ist das verständlich. Wir wundern uns etwas, denn wir haben in der Nacht zwischen zwei PKW geparkt, in denen aber niemand war und die immer noch dort stehen. Wir nutzen das Wetter und machen als erstes einen langen Strandspaziergang. Aber erst mal müssen wir dahin kommen. Denn ein Bachlauf quert den Weg und die kleine Holzbrücke ist gesperrt. Da kommt eine Gruppe mit Pferden vorbei, die uns auf eine seichte Stelle hinweist, wo wir durch können. Wir bekommen zwar etwas nasse Füsse, aber nun können wir auf die Dünen. Dort haben wir einen atemberaubenden Blick auf einen schneeweisssen Strand und Dünen wie wir sie hier nie erwartet hätten. Mitten auf den Dünen piepst plötzlich mein Handy, wir haben Empfang. Also einen Zweizeiler an Mama, dass es uns gut geht und zack ist auch wieder das Netz weg. Wir laufen durch die Dünen, und treffen auf zwei Väter mit vier Söhnen, die dort zelten und scheinbar ein paar sehr coole Vater-Sohn Tage verbringen. Nun ist auch das Thema mit den beiden verlassenen Autos geklärt. Wie nicht anders zu erwarten, kommen wir ins Gespräch – die Schotten sind wirklich sehr redselig – und bekommen weitere Tips zu den Inseln. Wenn das so weiter geht, können wir drei Wochen nur auf den Hebriden bleiben. Wobei die Hauptattraktionen hier scheinbar wirklich diese unglaublichen Strände sind. Weiter geht es und wir laufen noch ein gutes Stück auf den Dünen, dann klettern wir runter zum Strand. Auch wenn der Strand so einladend ausschaut – es lässt sich nicht verleugnen, dass wir hier direkt am Atlantik sind. Die Wellen überschlagen sich und wir machen wie immer ungezählte Photos. Langsam bummeln wir zurück, nicht ohne weiter den ein oder anderen Plausch zu halten. Dann machen wir uns auf den Weg, 2 km weiter ist noch der Gary Beach mit einer kleinen Steinbrücke. Auch hier gibt es wieder einen großzügigen Parkplatz, und wir laufen eine Runde am Rand der Klippen und geniessen den spektakulären Blick auf die tobenden Wellen. Unser nächstes Zeil ist der Leuchtturm Butt of Lewis am Nordzipfel der Insel. Dazu müssen wir erst einmal wieder ein großes Stück der gestrigen Strecke zurückfahren, dann geht es einmal von der Ostküste rüber zur Westküste. Die Fahrt durchs Inland ist nicht sehr aufregend. Landschaftlich erinnert es mich etwas an Island, es gibt kaum Weideland, alles ist sehr felsig und mit Moos und Gräsern bewachsen. Man kann es nicht bewirtschaften und als Weide ist es auch nur sehr eingeschränkt tauglich. Ausserdem ist es sehr moorig, und gefühlt besteht die Hälfte der Insel aus Seen und Teichen. Wirklich aufregend sind jedoch die Küstenabschnitte. Die Strasse ist größtenteils gut ausgebaut, nicht unbedingt zu Peter Begeisterung, er hatte hier eindeutig auf mehr Single Track gehofft. Am Leuchtturm ist nicht viel los, nur zwei oder drei Autos - aber es gibt auch nicht so viel zu sehen, wir laufen einmal an den Klippen lang und machen Photos wie die Wellen die Felsen raufpeitschen, dann fahren wir weiter. Unser Tagesziel ist ein Parkplatz am Bosta Beach. Kurz vorher kommen wir noch an einem Broch vorbei. Hier sind wir jetzt sogar vollkommen allein. Aber wir haben ausnahmsweise gerade Funkempfang und nutzen das für einen kurzen Klönschnack mit Mutter. Dann schnappen wir unsere Jacken und laufen los. Und nun bekommen wir das Wetter auf den Hebriden dann doch zu spüren. Peter hat nur seine Daunenjacke an, und die Regenjacke im Womo gelassen. Also kam was kommen musste: Die Schleusen haben sich geöffnet. Nun ist auch der Sturm da, und schon sieht es hier nicht mehr ganz so freundlich aus. Aber trotzdem sind wir begeistert, und lassen uns davon nicht beeindrucken. Nun geht es auf die letzten Kilometer zum Beach, und wir haben erneut Glück, der Parkplatz ist groß, es gibt ein Toilettenhäuschen und wir dürfen hier über Nacht stehen. Aber es wird sicherlich wieder eine schaukelige Angelegenheit. Es ist noch halbwegs früh und gerade trocken, also laufen wir eine Runde zum Strand. Als erstes kommen wir an einem großen Friedhof vorbei mit Gräbern aus dem zweiten Weltkrieg, dann stehen wir – mal wieder – an einem beeindruckenden Strand. Und wieder öffnen sich die Schleusen und wir sind erneut geduscht. Zurück am Womo koche ich erst einmal Espresso, dazu gibt es kleine Küchlein die wir beim Lidl gekauft haben und dann heisst es schreiben und planen.