Der Tag beginnt mit strömenden Regen. Es wäre ja auch zu schön gewesen, mehrere Tage trocken zu bleiben. Peter hat eine vielversprechende Route geplant, und als erstes geht es zum Culdaff Beach. Leider gibt es eine Strassensperrung, daher fahren wir zuerst weit im Inland. Der Strand sieht toll aus, jetzt wären sonnige 25°C schön, denn dann könnten wir direkt mal ins Wasser springen. So machen wir nur einige Photos und ziehen weiter. Auf Grund des Wetters ist auf den Straßen verhältnismäßig wenig los. Nun geht es zum Malin Head, dem nördlichsten Punkt von Irland. Am Malin Head parken wir am untere Parkplatz, denn der obere am sogenannten „Signal Post“ (das sind die rostigen Stangen mit dem Wellensymbol, die an jedem Aussichtspunkt des Wild Atlantik Way stehen), können maximal 4 PKW stehen. Wir schnappen uns unsere Regenjacken und laufen die 100 m den Hügel rauf, trotz Sturm und Regen sind einige weitere Touristen da. Wir würden gerne eine größere Runde laufen, aber Wind und Regen halten uns ab. Ausser dem Signal Post sehen wir Reste von Bunkeranlagen und auf einem Hügel steht aus weissen Steinen der Text „EIRE 80“ geschrieben. Peter recherchiert direkt mal, was es damit auf sich hat. Diese 85 Kennzeichnungen dienten eigentlich zur Information von Luftstreitkräften, dass sie sich gerade über neutralem Gebiet befinden. Tatsächlich waren sie den Alliierten aber eine große Hilfestellung, da sie anhand der Kennzeichnungen ziemlich exakt wussten, wo sie sich genau befanden - in den Zeiten vor GPS eine unschätzbare Hilfe. Wir steigen wieder ins Womo und erreichen nun Carnmali. Im Ort entdeckt Peter ein Schild „Visitor Center“ und hält direkt an. Das Visitor Center soll sich in dem Café befinden, das ist jedoch geschlossen, und so wie es aussieht schon länger. Im Gebäude befindet sich auch gleichzeitig das Rathaus, und Peter fragt einfach mal freundlich nach dem Visitor Center. Ein sehr freundlicher Mann erklärt uns, dass das Visitor Center während der Pandemie geschlossen wurde, genauso wie das Café - und seitdem nicht mehr geöffnet hat. Aber er bietet uns an, uns eine Karte der Gegend zu geben und bittet uns in sein Büro. Neben Karten und einem Prospekt gibt er uns noch Infos zur Gegend und den Tip, zum Alpaca View Point zu fahren. Er klärt mit Peter noch kurz die Route und nach einigen Minuten Smalltalk bedanken wir uns und gehen zurück zum Womo. Er kommt mit, denn er steht direkt neben uns mit seinem Fahrzeug. Scheinbar ist er der regierende oder zumindest der kandidierende Bürgermeister, denn er hat auf dem Fahrzeug groß ein Bild von sich mit dem Text: „Vote for me“ und dann die Info zur kommenden Bürgermeisterwahl. Also sind die Iren genauso gastfreundlich und hilfsbereit, wie wir es in Schottland erlebt haben. Wir folgen also dem Ratschlag und Peter biegt ab Richtung Alpaca View. Wow, hier fahren nicht viele Autos lang, also wenn wir den Tiip nicht persönlich bekommen hätten, wären wir vermutlich nicht auf die Idee gekommen, hier lang zu fahren. Die Straße ist schmal, in der Mitte ist ein dicker Grünstreifen, und nur rechts und links ein schmales Band aus Asphalt. Wir prüfen anhand der Karte nochmal, ob wir richtig sind, aber ja, das ist der Weg den er empfohlen hat. Gut 4 Km später sind wir am Ziel und der Ausblick von hier oben ist einfach unglaublich. Vor uns liegt der gigantische Five Finger Strand und die Trawbreaga Bay, dieser Ausflug hat wirklich gelohnt. Unser Weg führt uns nun um die Trawbreaga Bay, und wir erreichen Ballyliffin. Wir ahnen das es heute Abend spät werden könnte, und halten an einem Pub an. Peter bestellt sich Nachos mit Chili, und ich habe mich für ein Putensandwich entschieden. Wir haben beide gut gewählt und satt geht es weiter. Wir folgen teils dem Wild Atlantik Way, allerdings führt dieser meist durch das Inland und nur die Abzweigungen zu den vielen Aussichtpunkten führen dann an die Küste. Das ist recht schade, eine richtige Küstenstrasse wäre natürlich toll. Aber die verschiedenen Viewpoints die wir abklappern, sind auch recht schön. Nun erreichen wir Fort Dunree. Es handelt sich hier um die Reste eines Forts aus dem 18. Jahrhundert, das allerdings bis in die 60er Jahre noch aktiv war. Es gibt einen Teil, den man kostenfrei besichtigen kann, allerdings kosten das Museum, sowie die inneren Anlagen Eintritt. Wir entscheiden uns, das Museum zu unterstützen und gehen zum Ticketoffice. Der Mann freut sich sichtlich, dass bei dem Wetter zahlende Kundschaft kommt, und berechnet uns augenzwinkernd nur den Eintrittspreis für Studenten, dann schickt er uns direkt in den Kinosaal, denn dort startet gerade ein knapp 10-minütiger Film über das Fort. Anschliessend bekommen wir von dem netten Herrn weitere Infos zum Fort und wir bummeln teils im trockenen und teils im Regen durch die Festungsanlagen, Museum und Bunker. Eigentlich gibt es noch unendlich viel zu sehen, aber trotzdem machen wir uns wieder auf den Weg. Wir befinden uns mittlerweile am nächsten großen Fjord im Bezirk Donegal, dem Lough Swilly. Der nächste geplante Stop ist Inch Island, eine kleine Insel die mit einer Brücke und einem Fußgängerdamm mit dem Festland verbunden ist. Wir stoppen auch dort wieder am Aussichtspunkt des Wild Atlantik Way, machen das obligatorische Photo am Signal Post und weiter geht es. Das eigentlich vorletzte Ziel des Tages ist der Grianán von Aileach, ein restauriertes Steinfort von ungefähr 1.000 v. Chr. Peter hat sich auch dazu informiert, und der Legende nach ordnete damals der König die Zerstörung der Festung an, und um sicher zu gehen, dass sie nicht mehr aufgebaut werden konnte, befahl er jedem Soldat, einen Stein mitzunehmen. Mittlerweile ist es früher Abend, und wir entscheiden uns, das Tagesziel, den Fanad Head, zu verschieben, den Viewpoint Ballymastocker Beach wollen wir jedoch noch machen. Und auch dieser Strand ist unglaublich groß und brei,t allerdings sind die Strände hier alle gelb und haben nicht den weissen Sand, den wir auf den Äußeren Hebriden gesehen haben. Für heute reicht es, und wir suchen nun erst einmal einen Campingplatz, denn uns ist endlich mal wieder nach einer Dusche. Viel Auswahl haben wir nicht, und wir fahren Knockalla Carvan und Camping Park an. Die Rezeption ist nicht mehr besetzt, allerdings steht an der Tür der Hinweis dass man online buchen und sich dann einfach einen Stellplatz aussuchen kann. So weit so gut, der Platz ist zwar recht teuer, aber eine Dusche und Strom, um mal wieder alles aufzuladen und den Heizlüfter laufen zu lassen, wäre schon fein. Also suchen wir uns einen Platz, buchen online und stellen fest, dass wir zum Duschen Münzen brauchen, die wir nur in der Rezeption kaufen können. Wir rufen kurz bei den Inhabern an und fragen ob zufällig jemand noch in der Nähe des Campingplatzes ist, aber leider verneint die Dame am Telefon das und verweist auf die Öffnung der Rezeption am kommenden Tag um 8 Uhr. Na prima, also fällt Duschen aus, dann hätten wir ja direkt auf einem Parkplatz stehen bleiben können. Unsere heute eh leicht angespannte Stimmung wird dadurch nicht besser. Aber dann haben wir Glück, und plötzlich hält ein roter Pick-Up neben unserem Womo. Der Vater der Dame, mit der wir telefoniert hatten, hat sich dann doch erbarmt und ist nochmal vorbeigekommen. Jede Duschmünze kostet satte 2 €. Ok, dafür kann man auch 6 Minuten duschen, aber das ist trotzdem viel Geld, zumal der Platz bereits 38 Euro kostet. Aber wir sind trotzdem froh, packen unsere Duschsachen und gehen zum Waschhaus. Während ich Glück habe und wirklich heisses Wasser bekomme, ist bei den Männerduschen viel los und die Wassertemperatur für meinen Mann leider nicht mehr ganz so heiss. Aber gut getan hat es auf jeden Fall und nun sind wir wieder beide duftig frisch. Nun geht es an die weitere Planung, denn irgendwo sind wir heute beide nicht zufrieden mit dem Tag. Wir haben gar nicht so viele Kilometer gemacht und wirklich viel gesehen, aber es fühlte sich alles sehr gehetzt an, mal schaun dass wir das die kommenden Tage besser hinbekommen. Nun ist es bereits sehr spät, Peter macht noch Buchführung und ich habe getippt. Für heute reicht es, mal schauen was der morgige Tag so bringt.