Heute haben wir viel vor, darum springen wir auch zeitig aus dem Bett. Das Frühstück lassen wir ausfallen, wir sind nicht hungrig. Stattdessen gibt es nur Kaffee und wir bereiten unsere Abfahrt vor. Also Trinkflaschen und Peters Kaffeekanne füllen, Wasser auffüllen, alles möglichst gut (und wenig klappernd) verstauen usw. Um kurz nach 9 Uhr rollen wir vom Platz, dabei bewundern wir die drei Zierkischen an der Einfahrt. Als wir vor drei Tagen hier angekommen sind, waren nur zarte Knospen zu erkennen, binnen der letzten Tage sind bereits viele Blüten aufgegangen. So langsam findet der Frühling also auch nach Schottland. Zuerst geht es nur zurück bis Newtonmore – der Campingplatz befindet sich ca. 6 km ausserhalb. Dazu geht es für eine Abfahrt auf die A9. Peter findet einen guten Parkplatz an der Kirche, der nur für LKW und Wohnwagen gesperrt ist, aber da fallen wir ja nicht drunter. Von dort laufen wir ein paar Straßen weiter zum Co-op und füllen unsere Salat- und Obstvorräte auf. Dann geht es zurück zu Tatzel, wir verstauen schnell die Einkäufe und laufen dann die Straße weiter runter bis zum Wildcat Experience Center. Und da haben wir dann die erste Enttäuschung des Tages. Wir haben uns darunter eine Art Informationszentrum über Raubkatzen vorgestellt, mit einigen Infos zu Rassen, Herkunft, Lebensweise, einigen Exponaten – wie auch immer. Stattdessen stehen wir vor einem minikleinen Souvenirladen, der Plastik-Raubkatzen und Kühlschrankmagnete verkauft. Kartenmaterial zum sogenannten Wildcat Trail (Wanderweg) kann man dort käuflich erwerben. Wir gehen gar nicht erst rein, denn den Wanderweg kann Peter auch über eine kostenfreie App am Handy aufrufen. Also laufen wir los, zuerst geht es leider an der Hauptstrasse entlang. Auf diesem insgesamt 10 km langen Wanderweg – der allerdings teilweise gesperrt ist und den wir heute ca. 6 km laufen - sind gut 130 „Wildkatzen“ versteckt, das ist quasi eine Schnitzeljagd. Diese Wildkatzen sind bunt bemalte Kunststofffiguren, und wir haben direkt beim reinfahren in den Ort heute früh auf dem Dach eines Hotels die erste entdeckt. Wir machen den Spaß mit und halten Ausschau. Und tatsächlich finden wir in vielen Vorgärten, auf Garagendächern, in Scheunen rausblitzen und und und diese bunt angemalten Kunststofffiguren. Dann verlässt der Weg so langsam den Ort (und damit sind auch keine Figuren mehr versteckt) und biegt ab zum Bahnhof. Dort müssen wir die Schienen überqueren, dann geht es weiter bis zu einem Golfplatz. Der Weg führt (mal wieder) über den Golfplatz, direkt am Fluß Spey entlang. Wir haben Glück und der Matsch hält sich in Grenzen, wir haben nämlich dieses Mal auf unsere Wandermontur verzichtet und nur Trekkingschuhe an. Teilweise ist der Pfad so schmal, dass wir unsere Füsse gar nicht nebeneinander setzen können, dann laufen wir daneben über die Wiese. Aber meist lässt es sich gut laufen. Wir kommen durch einen kleinen Wald mit urigen knorrigen Bäumen, links neben uns ist ein Kanal mit Enten und Weiden, alles sehr idyllisch. Das Wetter spielt heute auch mit, was wollen wir mehr. Nun geht der Weg vom Fluß weg wieder hoch Richtung Ort und wir erreichen den Beginn des Freilichtmuseums. Das Museum ist wirklich groß und es gibt sehr viel zu sehen. Alte „Black Houses“ aus dem späten 18. / frühen 19. Jahrhundert, eine Dorfschule, Schmiede, Sägewerk, Tischlerei, Farm und vieles mehr. Das Ganze wird wie so oft von ehrenamtlichen Helfern betreut, die in historischen Kleidern bereit stehen, um Fragen zu beantworten. Wir haben viel Spaß und es gibt auch wirklich viel zu entdecken. Nun gibt es noch einen Pfad des Museums der zum Township führt, was wir beide als Stadtzentrum interpretieren. Die Richtung stimmt, also folgen wir dem Pfad durch den Wald. Unterwegs sind noch einige Holzskulpturen, und wir geniessen unseren Spaziergang über den weichen Waldboden. Dann macht der Weg jedoch einen Bogen und wir erreichen ein kleines Dorf aus alten Reetgedeckten Hütten und ein Schild: Township. Ok, also führt der Weg gar nicht zurück in die Stadt, sondern in eine kleinen Siedlung aus dem 17. Jahrhundert. Auch hier stehen zwei Frauen in historischen Gewändern, begrüssen uns und erklären direkt alles. Im größten der Häuser, das auch am besten hergerichtet ist, brennt das übliche Torffeuer. Es qualmt und stinkt ganz ordentlich, aber so war es damals nun mal. Im vorderen Teil war Platz für das Vieh, hinten dann der Platz für die Familie. Wir schauen uns natürlich auch die ganzen anderen Hütten an, dann wollen wir weiter. Eigentlich müssten wir jetzt den gesamten Weg durchs Freilichtmuseum zurück, denn das Gatter, das das Freilichtmuseum mit dem Ort verbindet, ist gesperrt. Wir fragen nach, ob es eine Alternative gibt, und eine der beiden Damen hat jetzt eh gerade Mittagspause und begleitet uns ca. 200 m bis zu einem weiteren Tor, das mit einem Schloss versperrt ist. Sie öffnet das Zahlenschloss, lässt uns durch und wünscht uns eine tolle Reise. Wieder einmal freuen wir uns über die Herzlichkeit der Schotten, die wir nun bereits seit drei Wochen fast täglich erleben dürfen. Nun geht es zurück Richtung Womo, und nach knapp 20 min sind wir am Parkplatz. Unser nächstes Ziel ist nun „The Kelpies“, das sind 30 Meter hohe Skulpturen der schottischen Wassergeister in Pferdegestalt in Falkirk. Die Fahrt geht zügig, denn zum Leidwesen meines Fahrers geht es komplett über die Schnellstrasse bzw. zum Teil sogar über die Autobahn. Das ist ja gar nicht seins und er nöckelt leicht vor sich hin. Wir nähern uns Falkirk und bereits von der Strasse aus können wir die beiden Skulpturen sehen. Wir sind deutlich früher hier als geplant, aber da es nach 17 Uhr ist, brauchen wir für heute kein Parkticket mehr sondern brauchen nur die Übernachtungspauschale von 12.50 £ zu bezahlen. Dazu gibt es einen Gutschein für ein Heiß- oder Kaltgetränk. Der Parkplatz hat Sanitäranlagen, die die ganze Nacht aufbleiben, und gegen 21.30 Uhr gibt es noch eine Lichtershow. Als wir auf den Parkplatz rollen, fängt Peter an zu lachen, zwei Buchten vor uns steht das Womo aus Straubing, die wir am Neist Point getroffen haben und denen Peter den Tip mit „The Kelpies“ gegeben hat. Die dann auch hier zu treffen ist ja ein netter Zufall. Wir parken und laufen los zu den Skulpturen. Und natürlich treffen wir die beiden mit ihren Hunden auch direkt, der Leonberger ist ja nun auch nicht zu übersehen. Wir quatschen ein bisschen, dann gehen wir erst einmal weiter, wir wollen natürlich auch hier Photos machen. Die Skulpturen sind schon spektakulär, wir sind auf die Show am Abend gespannt. Da eben noch sehr viel los war, mussten die Wohnmobile erst einmal alle in den Busbuchten parken, mittlerweile ist es fast 19 Uhr und wir müssen nun alle einmal umparken. Da die uns eigentlich zugewiesene Parkbucht viel zu kurz ist, müssen wir (wie einige andere auch) eine doppelt lange nehmen. Dadurch haben wir allerdings einen tollen Blick direkt auf die Pferdeköpfe. Das heisst falls das Wetter schlecht werden sollte (aktuell haben wir sagenhafte 16 C und Sonne) dann könnten wir die Lichtershow vermutlich sogar aus unserem „Wohnzimmer“ aus sehen. Aber wir hoffen weiterhin auf trockenes Wetter und wollen lieber auf der Terrasse direkt vor den Skulpturen sitzen. Mal schauen… Ich koche erst einmal Espresso, dann setze ich mich an die Tastatur, denn wer weiß was der Abend noch bringt.