Wir schlafen recht gut, und nach einem kurzen Frühstück packen wir unsere Jacken und machen uns auf den Weg zum Bus. Wir reisen heute nur mit leichten Gepäck, da wir Edinburgh Castle besichtigen wollen und nicht wissen ob Rucksäcke erlaubt sind bzw. ein Rucksack vielleicht einfach lästig ist. Daher habe ich nur eine kleine Handtasche dabei und neben Schlüssel und Geld habe ich nur eine kleine Flasche Wasser und zwei Obstriegel mit. Irgendwo finden wir schon etwas Leckereres, auch wenn es sicherlich teuer sein wird im Gegensatz zu den Preisen in den Highlands. Der Weg vom Campingplatz zur Bushaltestelle ist nicht weit, vielleicht 250 m den Weg rauf bis zur Hauptstraße, und dann auf der gegenüberliegenden Strassenseite noch einmal 100 m. Leider wurde aber am Morgen die Bushaltestelle auf Grund einer Baustelle gesperrt, und bis wir an der nächsten Haltestelle sind, haben wir den Bus knapp verpasst. Aber die fahren hier zum Glück alle paar Minuten, und tatsächlich kommt auch gut 10 Minuten später bereits der nächste Doppeldecker angefahren. Zwei Tagestickets kosten 10 £, dafür dürfen wir den ganzen Tag alle Stadtbusse in Edinburgh nutzen. Die Fahrt bis in die Stadt und bis unterhalb der Burg dauert 30 Minuten, wir sitzen im Obergeschoss direkt vor der großen Panoramascheibe. Bei diesen engen Straßen müssen die Fahrer entweder richtig gut sein, oder denen muss alles egal sein. Die Bäume sind auf jeden Fall nicht gut ausgeschnitten, und wir hören oft wie Zweige hart aussen vorbeikratzen. Da wir als erstes zum Castle wollen, steigen wir auf der Breadstreet aus, dann geht es erst einmal immer bergauf, einfach den Menschenmassen und Reisebussen nach. Wir möchten nicht wissen, was hier im Sommer los ist, wenn Schulferien sind. Denn selbst jetzt, Ende April, ist für unsere Verhältnisse schon immens viel los. Wir wollen Tickets zur Besichtigung des Castle kaufen, aber leider verkaufen die gerade keine Tickets. Alle werden aufgefordert, die Tickets online übers Handy zu buchen, und unter Eingabe der Buchungsnummer und des Nachnamens kann man die dann am Schalter ausdrucken. Ziemlich umständlich und vor allem unschön, wenn jemand kein Handy hat. Beim Buchen muss man einen festen Zeitraum angeben, in dem man das Schloss betritt. Wir haben als nächsten freien Termin 12.00 Uhr buchen könne, das heisst wir können frühestens um 10 vor 12 Uhr und müssen bis spätestens 12.30 Uhr durch die Kontrolle, ansonsten verfallen die Tickets. Das bedeutet für uns aber, dass wir noch meine gute Stunde Zeit rumbekommen müssen. Als erstes machen wir draussen auf der Esplanade vor der Burg etliche Photos, danach bummeln wir durch einen riesigen, über mehrere Stockwerke reichenden Souvenirshop. So etwas haben wir auch noch nicht gesehen – da könnte man Stunden drin verbringen. Kaufen tun wir allerdings nichts, aber gucken macht Spaß. Kurz vor 12 Uhr stehen wir in der Warteschlange zur Ticketkontrolle und schon stehen wir mit hunderten anderen im ersten Burghof. Wir haben uns gegen eine Audioführung entschieden, und bummeln einfach so durch. Wir nehmen nur jeder eine Übersichtskarte mit, die in Deutsch die wichtigsten Punkte beschreibt. Die Anlage ist riesig, und so verlaufen sich die Menschenmassen wenigstens ein bisschen. Als erstes kommen wir an der Argyle Batterie vorbei, das ist die östliche Kanonenbeflankung der Burg. Von hier hat man einen tollen Ausblick über die gesamte Stadt bis zum Firth of Forth. Am Ende der ganzen Kanonen steht die sogenannte 13 Uhr Kanone, damit wurde früher um 13 Uhr immer ein Schuß abgegeben, damit die Seefahrer ihre Chronometer justieren konnten bzw. später auch die Bewohner ihre Uhren. Heutzutage erfolgt die Schussabgabe als Touristenattraktion Aber so weit ist es noch nicht, und wir besichtigen nach dem Hof der Steinmetze und dem Hospitalplatz das Nationale Kriegsmuseum. Bis wir durch sind, ist es kurz vor 13 Uhr. Aber da mittlerweile eine Sicht auf die 13 Uhr Kanone nicht mehr möglich ist, weil sich bereits so viele Leute dort versammelt haben, nutzen wir unsere Chance, um uns am Eingang zu den Kronjuwelen anzustellen. Wir haben die Hoffnung, dass viele den Schuß hören / sehen wollen, und daher bei den sogenannten Ehrenzeichen weniger los ist. Leider gefehlt, nicht nur wir hatten diese Idee. Aber nun sind wir schon bis hierher gelaufen, also stellen wir uns auch an. Nach etwas mehr als 10 Minuten sind wir zwar im Gebäude, aber damit noch lange nicht am Ziel. Denn der Weg windet sich treppauf und durch diverse Räume, immer im Schneckentempo und quasi immer direkt am Rücken des Vordermanns lang. Photographieren ist natürlich verboten, aber wenigstens sehen wollen wir Zepter, Schwerter und Krone einmal. Ja, die sind tatsächlich sehr prunkvoll und ich freue mich, dass wir uns angestellt haben. Weiter geht es nun und wir erkunden weiter die Burganlage. Unser Weg führt erneut treppauf und treppab, auf Türme und in finstere Kerker, weitere Museen der Regimenter, zur großen Kanone Mons Meg, über den Hundefriedhof bis zur Margaretenkapelle. Irgendwann sind wir fusslahm und brauchen eine Pause. Es gibt hier einen Tearoom, doch als wir nach einem Platz fragen werden wir freundlich informiert, dass für die nächsten zwei Tage ausgebucht ist, und man ohne eine frühzeitige Reservierung leider keinen Platz bekommen kann. Die spinnen doch! Also laufen wir runter zu dem einzigen anderen Café in der Burg. Wir haben Glück und finden einen freien Platz. Wir holen uns die Tagessuppe, Karotten - Koriandersuppe. Dazu dürfen wir so viel Brot und Butter nehmen wie wir möchten. Die Suppe ist etwas scharf, aber sehr lecker und kochend heiss. Gut gestärkt machen wir uns auf den Weg, die letzten Geheimnisse der Burg zu erkunden. Dazu gehört dann noch der Königspalast mit der prunkvollen großen Halle. Ausserdem gibt es noch den Heraldik Raum. Dort kann man prüfen, ob es zum Familiennamen ein Wappen gibt. Bei Grimm gibt es ein englisches und ein deutsches Wappen. Die Dame zeigt uns beide, und man könnte sich für 25 £ nun das Wappen samt einer halbseitigen Erklärung auf Pergament ausdrucken lassen. Aber 25 £ ist ein Haufen Geld, das sparen wir uns dann doch lieber. Langsam haben wir genug Burg gesehen, und machen uns auf den Weg runter in die Stadt. Direkt unterhalb der Burg beginnt die sogenannte Royal Mile, diese Straße führt vom Castle bis zum Holyrood Palace und ist tatsächlich fast genau eine Meile lang. Die Royal Mile ist an sich nicht so spannend, abwechselnd reihen sich Souvenirläden, Kneipen und Cafés aneinander, wie in jeder beliebigen touristisch frequentierten Großstadt. Was aber sehr speziell ist, sind die ganzen sogenannten Closes. Das sind enge steile Gassen, die von der Royal Mile abzweigen zu den Hinterhöfen bzw. in die ärmeren Gebiete der Stadt. Am bekanntesten ist die Mary Kings Close, die zu Zeiten der Pest zugemauert und überbaut wurde und um die sich auch heute noch finstere Gerüchte Ranken. Leider kann man aber die Gasse nicht einfach so besichtigen, sondern das ganze ist nun eine Touristenattraktion, das heisst man muss eine einstündige geführte Tour buchen. Die machen hier wirklich alles zu Geld… aber es gibt zum Glück auch so genug zu sehen. Wir laufen weiter durch die Strassen, bis zu den Princess Streets Gardens an der Nationalgalerie. Dort setzen wir uns auf einer Bank in die Sonne, um den Rücken etwas Pause zu gönnen. Wir nutzen unsere Ruhepause für einen Anruf daheim, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Peter führt uns nun zum Lawnmarket und dann stehen wir plötzlich (aber natürlich vom besten Ehemann von allen geplant) auf der Victoriastreet. Und jeder Harry Potter Fan weiss, dass diese Straße der Buchautorin als Inspiration für die Winkelgasse diente. Wir bewundern die vielen kleinen Läden und kommen natürlich auch am Café „The Elephant House“ vorbei. Dort ist quasi die Geburtsstätte von Harry Potter, denn dort hat Rowling Teile der Buchreihe geschrieben. Leider ist das Café 2021 teilweise durch ein Feuer zerstört worden, aber mittlerweile hat es den Betrieb eingeschränkt wieder aufgenommen. Es ist mittlerweile nach 18 Uhr, und leider schliessen gerade alle Läden. Es gibt hier einen wirklich tollen Harry Potter Laden, da wären wir gerne durchgestöbert, aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass der Laden bereits geschlossen hat… Nun gehen wir weiter, und bummeln gemütlich über den Grassmarket. Da die Läden zu haben und langsam Essenzeit ist, leeren sich die Strassen ein wenig. Wir haben es nun nicht mehr weit bis zur Breadstreet, dort sind wir heute früh ausgestiegen und von dort wollen wir auch den Rückweg antreten. Wir müssen wieder nur gut 10 Minuten warten, bis unser Bus kommt. Wieder setzen wir uns ganz nach oben, allerdings sind die Plätze ganz vorne belegt. Eine halbe Stunden später erreichen wir Mortonhall Gate, dann laufen wir noch knapp 10 Minuten, dann sitzen wir im Womo. Erst einmal Schuhe aus, den ganzen Tag auf Asphalt ist echt anstrengend und nicht mit einer Wanderung durch den Wald zu vergleichen. Nach einem Espresso machen wir uns auf und gehen Duschen. Dann setze ich mich an die Tastatur zum schreiben und Peter macht Buchführung. Wir haben heute doch den ein oder anderen Euro bzw. Pfund ausgeben, sei es für das Essen auf der Burg, einen Kaffee am Nachmittag in der Stadt oder die Ansichtskarten für zu Hause. Alles in allem ein gelungener Tag, nun mal schauen was wir morgen noch so anstellen.