Am Abend buchen wir bei Edinburgh Bus Tours noch Tickets für die Grand 24 Stunden Tour. Das sind sogenannte Hop on und Hop off Busse, die durch Edinburgh fahren, und an den bekanntesten Sehenswürdigkeiten anhalten. Man kann binnen 24 Stunden so oft fahren wie man möchte und an jeder beliebigen Haltestelle aussteigen oder zusteigen. Insgesamt beinhaltet die Grand Tour die Fahrt mit den drei verschiedenen Routen des Unternehmens. Zum einen die grüne Edinburgh Route, die durch einen Live-Moderator begleitet wird, allerdings ist da die Sprache natürlich englisch bzw. eher schottisch. Die Route führt einmal um die gesamte Altstadt und die „Neustadt“, also vom Charlotte Square bis Holyrood Palace. Dann gibt es die rote City Sightseeing Linie, die fährt eine sehr ähnliche Route, allerdings ohne Queen Street und Charlotte Square. In den Bussen der roten Linie gibt es keinen Live-Moderator sondern der Ton kommt in diesem Fall vom Band. Dafür ist er aber in einem Dutzend Sprachen verfügbar, unter anderem natürlich auch in Deutsch. Als letztes gibt es die blaue Regal Tour, auch hier kommt der Ton wieder vom Band. Die Route beinhaltet nur Teile der Innenstadt, dafür führt sie aber am Botanischen Garten, dem Hafen mit der ehemals königlichen Yacht Britannia und der Broughton Road entlang. Die Busse sind bei allen drei Linien Doppeldecker Busse, das oberer Deck ist zu zweidritteln offen. Und bei dem tollen Wetter hoffen wir auf Plätze im Freien. Aber mal schauen wie viel los ist. Wir starten wieder mit dem Bus in die Innenstadt, und heute ist deutlich mehr los als gestern, die Sonne lockt nun alle raus. Wir fahren bis zur Waterloo Station, dann laufen wir zur Haltestelle der Sightseeing Busse. Da wir bei der Fahrt bis in die Innenstadt bereits einige der Sightseeing Busse gesehen haben, ist uns klar das die rote Linie bereits recht voll ist, mit der grünen Linie fahren deutlich weniger, vermutlich weil die nicht mehrsprachig ist. Uns stört das jedoch nicht, also steigen wir als erstes in die Edinburghlinie ein. Wir setzen uns oben aufs offene Deck, zum Glück haben wir heute früh dran gedacht, uns dick einzucremen. Peter versteht den Moderator natürlich deutlich besser als ich, allerdings erzählt der viel über Künstler und Prominente, die man als Deutscher nicht zwingend kennt. Ich konzentrier mich mehr darauf, schöne Photos zu machen, als zuzuhören. Wichtige Informationen übersetzt mir Peter, ich steh mit schottisch einfach auf Kriegsfuß. Die Fahrt durch die Stadt ist wirklich toll und interessant, allerdings ist photographieren schwierig, weil die Straßen alle so schmal und die Häuser hoch sind. Die erste Rundfahrt vergeht wie im Flug, obwohl die Tour fast 1,5 Stunden dauert. Etliche der Straßen, die wir gerade durchfahren, sind wir gestern gelaufen, aber aus dieser Höhe hat man eine ganz andere Perspektive und es gibt viel zu sehen. Am Ende der Tour steigen wir um in einen blauen Bus, der die Regal Tour fährt. Bereits nach wenigen Haltestellen steigen wir aus, denn wir wollen eine kleine Runde durch den botanischen Garten laufen. Der Bus hält am sogenannten Westgate, und wir machen einen kleinen Spaziergang durch den Bereich des Inverleith Parks, durch das Arboretum – also die Baumschule, laufen über die kleinen chinesischen Brücken am Chinese Hillside, und wieder zurück zum Westgate. Dann machen wir eine Pause im Café, denn beim Kauf eines Stücks Kuchen erhält man einen Becher Kaffee umsonst, wenn man sein Busticket vorzeigt. Wir nehmen ein Stück Schokoladen Rote Beete Kuchen – klingt komisch ist aber sündhaft lecker, sowie ein Stück Dattel-Nuss-Kuchen. Wir könnten hier sicherlich noch Stunden verbringen, denn gerade beginnt hier alles zu blühen und es ist einfach wunderschön hier, aber wir wollen ja auch noch ein bisschen Bus fahren. Da die Sightseeing Busse ungefähr im 15 Minuten Takt fahren, ist ein pausieren der Fahrt vollkommen unproblematisch. Man muss nie lange warten, aller paar Minuten kann man wieder zusteigen. Nach 8 Minuten sind wir wieder unterwegs, nun geht es am Newhaven Harbour vorbei zum Western Harbour. Dort steigen wir aus und laufen ein bisschen durch den Hafen. Wir wollen versuchen, einen Blick auf die ehemalige königliche Yacht zu werfen, wollen allerdings keine Tour dort buchen. Denn wir kennen uns, sind wir erst einmal auf einem Schiff, dauert es üblicherweise Stunden, bis wir wieder runtergehen. Ausserdem Interessen uns Flugzeugträger mehr als die pompös ausgestatteten Kabinen der verstorbenen Queen. Aber ein Photo von aussen wäre schon schön. Wie befürchtet ist das Schiff recht abgeschirmt, allerdings kann man von der Aussenterrasse eines Cafés wenigstens ein halbwegs gutes Photo machen. Und wir sind nicht die einzigen die nur zum Photographieren durch das Café laufen. Nun bummeln wir weiter durch den Hafen, bis zur Viktoria Swing Bridge, die allerdings bereits vor Jahren durch eine feste Brücke ersetzt wurde. Die alte Brücke droht nun zu zerfallen, aber es haben sich einige Sponsoren gefunden, die nun begonnen haben, die Brücke komplett restaurieren zu lassen. Die Funktion als Drehbrücke ist zwar hinfällig, denn die neue Festbrücke befindet sich direkt daneben, so dass die Swing Bridge blockiert ist, aber sie soll für Fußgänger und Radfahrer hergerichtet werden. Wir können dabei zusehen, wie gerade alle Planken in mühevoller Arbeit ersetzt werden, aber wenn das Projekt beendet ist, sieht die Brücke bestimmt spektakulär aus. Wir bummeln nun einmal um die Water of Leith und machen uns dann auf den Weg zu der Lind and Lime Gin Distillery. Wir würden gerne ein Führung machen, eine Whisky Brennerei haben wir ja bereits besichtigt. Leider finden Führungen nur donnerstags bis sonntags statt, aber als „Trost“ lädt uns die Dame im Shop zu einer kostenlosen Ginprobe ein. Da sagen wir nicht nein, plaudern ein wenig und machen uns dann wieder auf den Weg zum Bus, um unsere Rundfahrt fortzusetzen. Wir erfahren noch einiges über die Geschichte des Hafens und seine Bewohner, spannend sind auch die Erzählungen über die Fischweiber, die damals den Hafen und ihre Männer beherrscht haben. Mittlerweile ist es später Nachmittag, die grüne und blaue Tour haben wir komplett gemacht und wir steigen jetzt in einen Bus der roten Linie. Viele Touristen sind bereits auf dem Weg in ihre Unterkünfte und die Busse sind mittlerweile deutlich leerer. Langsam wird es draussen frisch, und da wir diesen Bereich heute schon mehrmals gefahren sind, setzen wir uns zwar nach oben, aber ganz nach vorne, wo wir windgeschützt vor der großen Panoramascheibe sitzen, ausserdem sind die ersten drei Reihen überdacht. Aus uns unbekannten Gründen hält der Bus an jedem Stop für mehr als 10 Minuten, und am vierten Stop haben wir keine Lust mehr, zumal sich langsam wirklich alles wiederholt. Also steigen wir aus und laufen noch eine Runde durch die Stadt. Wir sind gerade an der Viktoria Street und versuchen, doch noch kurz in den Harry Potter Shop zu gehen. Aber draussen warten sicherlich 20 Leute auf Einlass, uns da anzustellen ist uns dann doch zu blöd. Wir laufen weiter durch die Stadt, aber so langsam werden wir müde und machen uns auf den Weg zum Bus. Nach gut 10 Minuten sitzen wir in der Linie 11, und nach einer halben Stunden Fahrt erreichen wir Mortonhall Gate. Dann noch gut 10 Minuten Fussweg, und wir sitzen im Womo. Als erstes stellen wir den Heizlüfter auf Grillen, denn wir sind doch etwas durchgefroren. Dann bekommt Mama einen telefonischen Bericht des Tages, bevor ich meinen Rechner raushole. Morgen geht es dann Richtung Westen, wenn alles klappt wollen wir am Donnerstag die Fähre nach Irland nehmen.